112 Kilometer durch die schönste Natur der Kleinen Luxemburger Schweiz. Das ist weit! Aber keine Sorge: Alle drei Runden des Mullerthal Trails lassen sich individuell aufteilen und sind durch vorbildlichen und sogar kostenfreien öffentlichen Nahverkehr in Luxemburg mühelos erreichbar. Die 39 Kilometer lange zweite Route führt entlang von spektakulären Felsformationen und ist perfekt für Liebhaber von schmalen und abenteuerlichen Pfaden! Unsere Wahl fällt deshalb auf die zweite der drei Routen.
Als idealen Ausgangspunkt für die 2. Etappe des Mullerthal Trails haben wir sowohl im komfortablen Hotel Trail-Inn in Berdorf und später im modernen Hotel Berdorfer Eck übernachtet. In beiden haben wir ein gemütliches Zimmer bezogen, das dazu einlädt, den Abend nach einem langen Wandertag auf dem großen Balkon ausklingen zu lassen.
Mullerthal Trail 2 (Etappe Berdorf bis Altrier)
Start: Berdorf | Ziel: Altrier
Länge: 22 km | HM: 660 m | Gehzeit: 6,5 Std. | Gesamtzeit: 9 Std.
Bewertung: ★★★★★
Die Strecke des Mullerthal Trails führt direkt am Hotel Trail-Inn vorbei. Am ersten Wandertag starten wir hier und wandern im Uhrzeigersinn bis Altrier. Am Morgen des nächsten Tages setzen wir die Wanderung in Altrier fort und kehren von dort nach Berdorf zurück. Auf der offiziellen Homepage wird die Wanderung entgegen des Uhrzeigersinns beschrieben. Aus unserer Sicht ist die Gehrichtung irrelevant. Auf jeden Fall ist die Strecke in beide Richtungen vorbildlich mit einem großen roten M markiert.

In Berdorf starten wir im Ort auf einer Teerstraße, doch schon nach wenigen Metern befinden wir uns im schattigen Wald. Der Weg wird schmal und es dauert nicht lange bis wir die erste beeindruckende Felskulisse erreichen: Huel Lee / Hohllay. In vergangenen Tagen ist hier der Fels von Menschenhand ausgehöhlt worden, um Mühlsteine zu gewinnen. Die Spuren, wo die herausgearbeiteten Steine einmal gesessen haben, sind bis heute deutlich zu erkennen. Eine der so entstandenen Grotten wird Breechkaul genannt und ist als Amphitheater mit Reihen von Sitzbänken als Freilichtbühne hergerichtet worden. Wir hätten große Lust eine Aufführung in dieser tollen Atmosphäre mitzuerleben.


Auf dem Weg nach Echternach durchqueren wir weitere Höhlen, die bei der Mühlsteingewinnung entstanden sein müssen. Bis zum Aesbech steigen wir auf schmalen Pfaden ab. Unten im grünen Tal folgen wir dem ruhigen Bach. Über zahlreiche hölzerne Stege und Brücken, unter anderem dem Chipkapass, wechselt der Weg immer wieder die Uferseite. Links und rechts steigen Felswände auf, mal ist das Tal weiter und mal enger. Das „Labyrinth“ ist eine spannende Engstelle zwischen den Sandsteinen. Kontinuierlich begleitet uns ein Rauschen. Leider gehört dies teils zur Straße, die oberhalb des Wanderweges verläuft.



Zahlreiche Treppenstufen führen aus dem Tal heraus. Unser Sohn liebt derzeit das Zählen und so können wir berichten, dass es rund 134 Stufen aufwärts geht. Am oberen Ende der Felsen angelangt bietet sich die Möglichkeit nach rechts und links zu Aussichtspunkten weiter aufzusteigen. Wir entscheiden uns in Gehrichtung für den linken. Dieser ist sehr zugewachsen und daher eher uninteressant. Der rechte scheint höher zu liegen und könnte daher schöner sein.


Mit der Wollefsschlucht (Wolfsschlucht) erreichen wir ein weiteres Highlight des Tages. Bestimmt 50 Meter ragen glatte Felswände auf, zwischen denen wir auf erneuten Treppen in die enge Schlucht hinabsteigen.

Kurz darauf erreichen wir Echternach. Die heutige Etappe ist für uns lang genug, sodass wir uns gegen den Abstecher in die Stadt entscheiden. Die zwei zusätzlichen Kilometer bei rund 80 Höhenmetern wären uns zu anstrengend geworden. Eine Besichtigung des mittelalterlichen Stadtzentrums sparen wir uns für einen späteren Besuch im schönen Luxemburg auf.
Danach folgt ein weniger spektakulärer Abschnitt über etwas Forstweg und entlang weniger Felsen. Doch auch wenn die Wegführung insgesamt nicht ganz so spannend ist wie die des B1, so gefällt uns der Mullerthal Trail bislang außerordentlich gut. Dabei wissen wir noch gar nicht, welche Highlights sich am nächsten Tag aneinander reihen werden!


Schon bald schnürt sich der Pfad erneut enger zusammen und der Mullerthal Trail begeistert wieder mit seinem typischen Charme: Eng gewundene Pfade, ausgewaschene Sandsteinfelsen, moosbedeckte Nadel- und Laubbäume sowie kleine Bäche, die immer wieder das Herz eines jeden Wanderers höherschlagen lassen. Immer wieder auf und ab – über Wurzeln und auf Holz- oder Steinstufen.
Der Ort Scheidgen bietet sich für eine Mittagspause an. Direkt an der Strecke gelegen ist „The Grill“ perfekt für eine wohlverdiente Pause. Die Küche schließt um 14 Uhr – und wir müssen uns auf den letzten Kilometern etwas sputen, da die Zeit wie im Flug vorbeigeht. Es sind jedoch alle freundlich und entspannt, als wir erst zwanzig Minuten vor Küchenschluss eintrudeln. Trotz Wanderoutfit fühlen wir uns in dem eher gehobenen Ambiente des Restaurants willkommen.



Bei einem Urlaub in Luxemburg darf ein landestypisches Gericht nicht fehlen. Unsere Wahl fällt auf „Kniddelen“. Diese Kartoffelknödel bestellen wir einmal mit einer würzigen Arrabiata-Soße und einmal in Art einer Carbonara mit Apfelmus. Klingt komisch, passt aber. Beide Gerichte waren ein Fest für den Gaumen und wir können beide Gerichte empfehlen. Auch unser Sohn genoss seine reichhaltige Portion Spaghetti Bolognese, von der selbst zwei Kinder satt geworden wären.
Hinter Scheidgen bleibt der Weg schön. Erwähnenswert sind die Felsformationen mit dem klanghaften Namen Daxeley, die uns aber weniger imposant, als die Felsen zwischen Berdorf und Echternach vorkommen. Hinter der Michels Kirche, einer Grotte, in der Ende des 18. Jahrhunderts ein Einsiedler gelebt hat, verlassen wir den schattigen Wald. Weniger als einen Kilometer spazieren wir nun durch die offenen Felder. Wir schwitzen. Bei fast 30 Grad und wolkenlosem Himmel war der Schatten zuvor Gold wert.





Nach Queren des Haerdbach über eine Brücke führt ein Abstecher nach Süden in die Ortschaft Altrier. Wir empfehlen hier nur lang zu gehen, wenn ihr wie wir den Bus in Altrier nehmen möchtet. Andernfalls verpasst ihr nichts, wenn ihr direkt weiter in Richtung Consdorf geht. In Altrier (Haltestelle „Am Bildchen“) gibt es einen öffentlichen Wasserhahn zum Auffüllen der Trinkflaschen und der Bus 211 fährt alle 30 Minuten und bringt Wanderer innerhalb einer Viertelstunde zurück zum Dorfplatz von Berdorf und damit direkt zum Hotel Trail-Inn.
Geschafft nach der langen Wanderung genießen wir abends knusprige Pizzen und kühle Getränke in der Pizzeria Lenert direkt an der Straße durch das Dorf. Auf der Terrasse des Hotelzimmers lassen wir den heutigen Tag Revue passieren, während unser Sohn drinnen bereits schläft. Erschöpft vom Wandern und um einige Eindrücke reicher legen wir uns recht bald ebenfalls schlafen.


Die Etappe von Berdorf nach Altrier ist ein wunderschöner Abschnitt des Mullerthal Trails, der fast ausschließlich auf schmalen, naturbelassenen Pfaden verläuft – Es ist bewundernswert wie es den Planern gelungen ist eine so lange Wanderung fast ohne Asphalt und Forstwege zu erstellen. Die Felsenwelt zwischen Berdorf und Echternach ist in unseren Augen das Highlight der Tour und die Wolfsschlucht ein echter Hingucker. Dahinter flacht die Spannung etwas ab, aber das gehört bei langen Etappen eben auch dazu.
Maximale Höhe: 389 m
Minimale Höhe: 238 m
Mullerthal Trail 2 Etappe Altrier bis Berdorf
Start: Altrier | Ziel: Berdorf
Länge: 16 km | HM: 410 m | Gehzeit: 6 Std. | Gesamtzeit: 9,5 Std.
Bewertung: ★★★★★
Gestärkt von einem vielseitigen Frühstück aus Brötchen, Croissants, Rührei und Müsli steigen wir in den Bus 211 und fahren zurück nach Altrier, dem Endpunkt vom Vortag. Vor neun Uhr fährt der Bus halbstündlich und danach stündlich. Von der Haltestelle „Am Bildchen“ wandern wir wenige Meter identisch zum Vortag zurück. Ausgeruht erscheint uns heute alles idyllischer als noch wenige Stunden zuvor.


Zwischen Altrier und der Consdorfer Mühle beginnt ein Abschnitt, der uns schlichtweg umhaut. Das ist der spektakulärste Teil, den wir in Luxemburg – und vielleicht darüber hinaus – kennenlernen durften. Es reiht sich ein Highlight ans nächste. Und die Wege dazwischen sind ebenso schön.


Erstes Highlight: die Kuelscheier (auch „Kohlscheuer“ genannt). Das gesamte Areal ist felsig. Viele Spalten und Höhlen gilt es zu erkunden. Eine Treppe, die von metallenen Wasserrohren als Geländer gesäumt ist, führt in die Nähe der Hauptattraktion. Eine dunkle Felsspalte, so schmal, dass sie nur in eine Richtung durchwandert werden kann. Es war eine gute Entscheidung, Rucksack und Kraxe stehen zu lassen und später wieder einzusammeln. Eine Stirn- oder Taschenlampe ist hier Pflicht, denn im Inneren ist es stockfinster. Unser Dreijähriger findet es großartig. Insgesamt kraxeln wir eine ganze Weile auf den Wegen in diesem Felsenlabyrinth herum, das ganz oben auch einen Aussichtspunkt bietet.




Wieder zurück im Tageslicht treffen wir auf eine Gruppe des JDAV. Die Kinder und Jugendlichen sind mit Helmen und Stirnlampen bewaffnet und machen heute abseits des Kletterurlaubs einen Abenteuertag.
Deiwepetz ist der nächste enge Durchgang. Erneut kein Ort für aufgesetzte Kraxen oder größere Rucksäcke. Der Felsspalt macht in der Mitte an der engsten Stelle einen 90 Grad Knick und wir zwängen uns hindurch. Direkt darauf folgt der Rittergang: ebenfalls eng, ebenfalls spannend. Beide Felsspalten können nicht direkt umgangen werden. Bei Platzangst solltet ihr also überlegen, ob ihr etwas früher hinab zum Fluss steigt und dort den größeren Weg wählt.




Nun können wir wieder aufwärts und gerade ohne seitliches Verdrehen gehen. Wir passieren den großen Wanderparkplatz der Consdorfer Mühle und steigen wieder bergauf. Der Pfad windet sich zwischen Felswänden auf wurzeligen Pfaden und entlang von Moos. Die zerklüfteten Felsen tragen Namen wie „Goldkaul“ oder „Goldfralay“ – und genauso märchenhaft sehen sie auch aus.
Die Eulenburg ist ein Aussichtspunkt, der zur Abwechslung wirklich Ausblick auf das Müllerthal bietet. Zum Betreten der Felskanzel überqueren wir mittels einer Brücke einen wenige Meter breiten Felsspalt. Der weitere Weg verläuft tief unterhalb, zwischen senkrechten Felswänden, genau durch diesen Spalt hindurch. Unser Sohn sitzt in der Kraxe und winkt freudig einem freundlichen Mann, der auf der Brücke steht, und ebenfalls winkt.





Auf waldigen Pfaden steigen wir zur Straße ab. Dort liegt der malerische Wasserfall Scheissendempel bzw auch Schiessentümpel genannt. Drei Wasserströme der Schwarzen Ernz schießen unter einer alten Steinbrücke hervor. Viele Menschen kühlen ihre Füße im Wasser, baden und schießen Erinnerungsbilder. Wir haben keine Zeit länger zu verweilen und genießen nur kurz das traumhafte Ambiente.


Leider ist der eigentliche Wanderweg in den Ort Müllerthal durch einen Erdrutsch gesperrt. Also müssen wir notgedrungen ein Stück an der Straße entlang. Nicht schön, aber zum Glück nur kurz.
Im Restaurant Heringer Millen kehren wir zur Mittagspause ein. Gerade noch rechtzeitig! Die Küche schließt um 14 Uhr und nur fünf Minuten vorher haben wir hausgemachte Limonade, Hamburger und ein würziges veganes Curry bestellt. Denkt bei eurer Wanderung an ein zügiges Aufbrechen, da die Zeit für uns knapp wurde, es auf dieser Etappe nur in Mullerthal Einkehrmöglichkeiten gibt und der Küchenschluss strikt eingehalten wurde. Mehrere verspätete Wanderer konnten leider nur noch Getränke bestellen. Beide Gerichte waren sehr lecker und wir können das Restaurant für eine entspannte und leckere Mittagspause empfehlen. Und auch hier wäre unser Sohn zweimal von der Kinderportion Pommes mit Chicken Nuggets satt geworden.
Vor den Pforten der Heringer Mühle liegt ein riesiger Spielplatz mit verschiedenen Schaukeln, großem Klettergerüst und einem Wasserspielplatz. Ein Traum für energiegeladene Kinder!




Frisch gestärkt geht es direkt wieder in den Wald und stetig bergauf. Kaum ein paar Meter, schon sind wir wieder zwischen Sandsteinfelsen, Felswänden und kleinen Höhlen unterwegs. Vom Werschrummschlüff schauen wir hinüber zur kleinen Felskanzel Predigtstuhl, einem weiteren Aussichtspunkt, der von der unten liegenden Straße aus erreicht werden kann und der Kanzel in eine Kirche verblüffend ähnlich sieht.







Von hier führt der Mullerthal Trail durch die markante Felslandschaft zurück nach Berdorf. Unser Sohn wünscht sich noch einmal die Räuberhöhle zu besuchen, die wir bereits im Rahmen des B1 erkundet haben. Diesen Wunsch erfüllen wir gerne. Solltet ihr die Räuberhöhle und die Reitzbachschlüff nicht ohnehin anderweitig in eure Touren eingebunden haben, so möchten wir euch diesen kurzen Abstecher ausdrücklich ans Herz legen.

Wir übernachten im Hotel Berdorfer Eck. Das Zimmer ist modern, hell und bietet einen schönen Balkon auf dem wir die Abendsonne genießen. Im hoteleigenen Restaurant Victoria lassen wir uns von Cordon Bleu auf Kartoffelpüree und Millefeuille (Blätterteig mit Gemüse arrangiert an heller Soße) verwöhnen. Zum krönenden Abschluss gibt es Schokoküchlein mit flüssigem Kern an Vanilleeis.




Die Etappe von Altrier zurück nach Berdorf reiht ein Highlight an das nächste! Nicht nur wir haben jede Minute der Wanderung genossen. Auch für Kinder ist die Umgebung toll und motiviert selbst zu wandern. Unser gerade erst dreijähriger Sohn ist an diesem Tag so weit gewandert wie noch nie zuvor. Die Strecke ist spannend, lädt zum Erkunden ein und bietet Abenteuer pur für Groß und Klein!
Wir haben von anderen Wanderern gehört, dass die zweite Schlaufe des Mullerthal Trails die schönste sein soll. Wir haben die erste und dritte noch nicht kennengelernt, doch wir können uns nicht vorstellen, dass die Eindrücke der letzten beiden Tage getoppt werden können!
Maximale Höhe: 382 m
Minimale Höhe: 206 m
Zu dieser Reise wurden wir durch Luxembourg for Tourism eingeladen. Im Rahmen einer viertägigen Reise haben wir im Juni 2025 das Müllerthal erwandert. Dieser Artikel spiegelt unsere Eindrücke und unsere Meinung unabhängig wider.