Start und Ziel: Kraftwerk Fajã da Nogueira
Länge: 8,5 km | HM: 380 m | Gehzeit: 3 Std. | Gesamtzeit: 4,5 Std.
Bewertung: ★★★★★
Absolut einsam in schwindelerregender Höhe auf einer Levadamauer um ein wunderschönes grünes Tal herum wandern. Das haben wir auf Madeira gesucht und mit dem Fajã da Nogueira Rundweg gefunden!
Am gleichnamigen Kraftwerk parken wir unser Auto. Es wird das einzige bleiben an diesem Tag. Bereits die Anreise ist ein kleines Abenteuer. Die letzten viereinhalb Kilometer rumpeln wir über eine mit Schlaglöchern gespickte Schotterpiste. Das dauert rund 20 Minuten. Ein bisschen fühlen wir uns an Island erinnert. Nur hatten wir dort einen Allrad-Mietwagen. Wir kommen jedoch auch mit unserem VW Taigo gut ans Ziel indem wir uns Zeit lassen und vorsichtig fahren.
![Kraftwerk Fajã da Nogueira](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2254.avif)
![Schotterpiste](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/20240512_151431.avif)
Die ersten 700 Meter zur Levada steigen wir über einen geschotterten Wirtschaftsweg auf. Der Straße könntet ihr auch bis zur Levada folgen, doch wir entscheiden uns für eine schönere, aber auch anstrengendere Alternative. Der schmale Pfad im Wald, der sich in Serpentinen aufwärts windet, gefällt uns einfach besser. Laub bedeckt den Boden und der Pfad ist manchmal nur schwer zu erkennen. Die OpenStreetMap-Karte ist mal wieder ein guter Helfer. Bald erreichen wir einen Grat. Dort steigt der Pfad nur noch sanft an. Ein kurzes Stück führt atemberaubend schön durch hellgrün leuchtende Flechten an Baumheiden. Wie eingerahmt erhebt sich dahinter ein Gipfel, vermutlich der Pico Torres.
![schmaler Pfad im Wald](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2266.avif)
![Baumheiden mit Flechten](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2268.avif)
![Gratweg mit Gipfel Pico Torres im Hintergrund](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2270-300x450.avif)
Wir passieren Bienenstöcke und gelangen zu einem Haus, dessen Fenster und Türen verrammelt sind. Dort verläuft die Levada da Serra do Faial am Hang entlang. Wir folgen ihr nach links. Wer mag, kann auch die andere Richtung erkunden. Laut Rother Wanderführer ist die Variante nach rechts deutlich weniger ausgesetzt. Der Weg und Tunnel in diese Richtung sind so breit, dass sogar kleine Fahrzeuge Platz haben. Reifenspuren zeugen davon.
![Blick aus einem mit Fahrzeugen befahrbaren Tunnel an der Levada da Serra do Faial](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2272.avif)
![Levada da Serra do Faial](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2274.avif)
Die nun beginnende Rundwanderung ist nur für absolut schwindelfreie und trittsichere Wanderer geeignet! Dies ist wirklich eine schwarze (also anspruchsvolle) Wanderung – wie im Rother Wanderführer klassifiziert. Viele Stellen sind gefährlich, weil nur spärlich gesichert, und ihr begeht – wie immer – alles auf absolut eigene Verantwortung!
Die Levada da Serra do Faial verläuft ähnlich eines Felsbands immer auf gleicher Ebene rund um ein Tal. Auf der gegenüberliegenden Hangseite zeigt sich permanent der weitere Verlauf der Wanderung. Tunnel, die von Fensteröffnungen durchbrochen werden, machen uns unglaubliche Vorfreude.
![Tunnel an der Levada da Serra do Faial bei Fajã da Nogueira](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2290.avif)
![im Hintergrund zeigt sich der Verlauf der Levada bei Fajã da Nogueira, im Vordergrund eine nicht mehr intakte Absturzsicherung](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2295.avif)
Wir balancieren auf der rund 40 cm breiten Levadamauer entlang. Meist fallen auf dem ausgesetzten Pfad die Felsen entweder steil oder direkt senkrecht neben uns ab. Eine vertrauenswürdige Sicherung sucht ihr vergebens. Teilweise gibt es zwar recht niedrige Geländer, doch häufig sind diese von vergangenen Steinschlägen abgebrochen oder weggebogen. Manche stehen noch senkrecht, sie sind jedoch rostig und löchrig. Mein Leben würde ich ihnen schon lange nicht mehr anvertrauen. Der Weg, also die Levadamauer, ist jedoch in einem super Zustand und man kann sehr gut auf dieser wandern.
![Überreste einer Absturzsicherung](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2285-300x450.avif)
Rund zehn Mal wird die Levada durch Tunnel geleitet. Manche sind nur drei oder vier Meter lang und eine Lampe völlig überflüssig. Andere erstrecken sich auf einer Länge bis zu hundert Metern. In ihnen ist eine Stirnlampe außerordentlich hilfreich. Seid ihr keine Riesen und habt ihr keine Kraxe mit Kleinkind auf dem Rücken, sind alle recht problemlos zu durchqueren. Kopf einziehen und gebückt gehen, gehört trotzdem dazu. Dennoch wird der Rucksack auch mal an der Decke oder der Seitenwand scheuern. Ein Tunnel zeigt sich so schmal und niedrig, dass unser Sohn selbst laufen muss.
Immer weiter schlängeln wir uns entlang der Felsen hoch über dem Fluss Ribeira da Fajã da Nogueira. Schließlich quert die Levada und somit auch wir den Fluss über eine steinerne Bogenbrücke. Hier treffen noch zwei weitere Wasserkanäle auf den unsrigen. Trotz der Zuflüsse bleibt der Wasserstand niedrig. Forellen schwimmen im flachen Wasser. Die Rückenflossen ragen aus dem Nass heraus und sie wirken deutlich weniger behände als ihre Genossen in anderen Gewässern.
![steinerne Bogenbrücke](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2330.avif)
![Taleinschnitt mit Wasserfall und Durchbruch bei Fajã da Nogueira](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2351.avif)
Später rinnt ein Wasserfall von der rötlichen Felswand eines Taleinschnitts auf den abgedeckten Kanal. Dahinter liegt ein fast natürlich wirkender Durchbruch im Gestein wie ein weiterer Tunnel. Der Talkessel gefällt uns. Einige Fotos später wandern wir weiter und gelangen an einem größeren Wasserbecken vorbei zum Endpunkt.
Nun könnt ihr den Abstieg beginnen oder noch einen kurzen Abstecher zu einer weiteren Levada anhängen. Wir sind in Entdeckerlaune und betreten einen rund 200 Meter langen Tunnel. Orange Rohre werden am Eingang gelagert. Die überwiegende Zeit ist der Tunnel gut und fast aufrecht zu begehen. Zwischendrin heißt es auch hier: Kopf einziehen.
Auf der anderen Seite zeigt sich die Levada do Juncal sehr grün. Wir folgen ihr auf bequemen Pfad. Bald erreichen wir eine Zuleitung unserer Levada. Wasser schießt in hoher Geschwindigkeit eine Rinne hinab. Einen kurzen Tunnel später stehen wir vor einer Leiter und haben perfekten Blick auf einen mehrere hundert Meter hohen Wasserfall. Imposant stürzen Wassermassen die Klippe hinab und verursachen einen im Sonnenlicht schillernden Sprühnebel. In den letzten Tagen haben wir viele Wasserfälle gesehen und diesen möchten wir euch ganz besonders ans Herz legen.
![Wasser schießt in Rinne herab](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2384.avif)
![Wasserfall](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2400.avif)
![Tobi an der Levada do Juncal](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/IMG_20240512_131653.avif)
Den nun kommenden Tunnel betreten wir nicht mehr. Er sieht lang und sehr dunkel aus. Wir kehren um. Ein Wirtschaftsweg führt an einem Haus mit runden Picknicktischen vorbei. Ihr habt wieder die Wahl, ob ihr unkompliziert auf der Straße bleiben oder etwas anspruchsvoller im Wald absteigen möchtet.
Im Wald raschelt das trockene Laub von Eichen und Buchen unter unseren Füßen. Moosbewachsene Höhlenwohnungen und verwitterte Steinstufen geben uns erneut ein Expeditionsgefühl. Ein alter Baum mit dickem Stamm aus dem nahe des Bodens zahlreiche junge Äste wie Stämme herauswachsen fasziniert mich. Durch Erosion ist der Abstieg teils rutschig. Man erkennt noch Stufen, die einst mit Holz befestigt waren, das inzwischen verwittert ist. Mit etwas vorsichtigem Schritt kommen wir dennoch gut zurück auf den vom Aufstieg bekannten Wirtschaftsweg.
![moosbewachsene Höhlenwohnungen](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2423.avif)
Fajã da Nogueira ist der perfekte Ort für eine Wanderung mit Nervenkitzel und Expeditionscharakter. Hier könnt ihr die wilde Natur ausgiebig genießen!
![Blick vom Startpunkt nahe des Kraftwerks](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2255.avif)
![Levada bei Fajã da Nogueira](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2339.avif)
![Levada bei Fajã da Nogueira](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2363.avif)
![Gefahren-Hinweis-Schilder](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2367.avif)
![Levada bei Fajã da Nogueira](https://www.schmale-pfade.de/wp-content/uploads/2025/01/783A2368.avif)
Maximale Höhe: 1235 m
Minimale Höhe: 620 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs auf Madeira. Hier findest du weitere Wanderberichte aus Portugal und insbesondere Wanderberichte von Madeira.