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Pico do Arieiro zum Pico Ruivo (PR 1) – Die schönste Wanderung auf Madeira

Start und Ziel: Parkplatz am Pico do Arieiro
Länge: 12,2 km | HM: 1100 m | Gehzeit: 5 Std. | Gesamtzeit: 7 Std.
Bewertung: ★★★★★

In luftiger Höhe führt die Königswanderung Madeiras bei Kaiserwetter vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo. Inzwischen der majestätischen Felsen reiht sich ein atemberaubender Ausblick an den nächsten.

Die wohl beliebteste Wanderung Madeiras sollte nur bei bestem Wetter in Angriff genommen werden. Ihr werdet euch in über 1.800 Meter Höhe befinden und zwischen den beiden Gipfeln gibt es keine Möglichkeit die Wanderung abzubrechen. Das Wetter kann in den Bergen bekanntlich schnell umschlagen und lebensgefährlich werden. Bitte startet daher nur bei stabiler Wetterlage. Außerdem sind die Ausblicke bei wolkenfreiem Himmel viel schöner. Eine Webcam am Pico do Arieiro kann euch einen Einblick geben, wie es aktuell am Gipfel aussieht.

Diese Wanderung ist äußerst beliebt. Viele kommen bereits in der Dunkelheit, um den hier gewiss einmalig schönen Sonnenaufgang in sich aufsaugen zu können. Der Guide der Mountainbiketour, die Tobi vor ein paar Tagen gemacht hat, empfiehlt spätestens um acht Uhr zu starten, damit nicht ganz so viele Personen zeitgleich mit euch auf der Strecke sind. Wir schaffen es nicht ganz so früh. Um halb neun ist der mindestens 100 Autos fassende Parkplatz bereits voll und wir parken etwas niedriger am Straßenrand.

Auch wenn es recht voll ist und wir zwischendurch immer wieder das Gefühl haben Teil einer Völkerwanderung zu sein, gibt es immer wieder ruhige Wegabschnitte. Vor wenigen Tagen befanden wir uns bei den 25 Quellen rund fünfhundert Meter niedriger. Nach der Erfahrung des bitterkalten Winds an diesem Tag sind wir heute mit warmen Jacken und Mützen ausgerüstet. Nach wenigen Schritten entledigen wir uns dieser Kleidungsstücke und genießen es in T-Shirt und kurzer Hose in der Sonne zu stehen.

Nun aber endlich mehr zu eigentlichen Wanderung:

Vom Parkplatz zum dritthöchsten Gipfel, dem Pico do Arieiro (bzw. auch Pico Areeiro (1.818 m) geschrieben), führt zwischen den Serpentinen der Teerstraße ein mit Rundhölzern befestigter Pfad über rote Erde. Der Gipfel ist durch die markante weiße Kugel einer Radarstation des Militärs bereits von weitem zu sehen. Am Gipfel befindet sich neben einem Cafe, wo ihr neben Snacks und Getränken auch Souvenirs erwerben könnt, die letzte Möglichkeit eine Toilette aufzusuchen.

Nachdem ihr die Aussicht von hier oben genossen habt, beginnt die spektakuläre Wanderung. Gefährliche Stellen sind durchgängig mit Drahtseil-Geländern gesichert. Höhenangst solltet ihr dennoch nicht haben!

Gleich zu Beginn wird auf einem Pflasterweg über unzählige Stufen zum Aussichtspunkt „Ninho da Manta“, das bedeutet „Bussardnest“, abgestiegen. Abstieg? Wir wandern doch auf den höchsten Berg von Madeira? Ja, das stimmt, aber auf der Gratwanderung zwischen den beiden Gipfeln werden wir durch Abstiege und Gegenanstiege in Summe über 1000 Höhenmeter ansammeln.

Der exponierte Aussichtspunkt ist gut besucht. Wir genießen den Blick auf das vor uns liegende Tal, die imposanten Felsen und versuchen den kommenden Weg auszumachen. Ein Erinnerungsfoto darf nicht fehlen, dann setzen wir unseren Weg fort. Wir gelangen auf einen schmalen Grat. Rechts und links von uns fallen die Felswände steil mehrere hundert Meter tief ab. Dieser Kamm ist eines der Highlights der gesamten Wanderung!

Weitere Stufen führen uns abwärts. Wir passieren ein in den Fels geschlagenes Tor. Noch immer trübt keine Wolke den strahlend blauen Himmel. Was haben wir für ein Glück! Im mittleren Bereich der Strecke wechselt der Pfad durch verschiedene Tunnel mehrfach die Seite der Felsen. Unser Sohn freut sich bei jedem neuen Tunneleingang unglaublich und ruft lautstark „Höhle!“. Mitwanderer, die ebenfalls Deutsch sprechen, aber auch viele andere, erfreuen sich mit uns an seiner guten Laune.

Zwischen den Tunneln wandern wir wellig mal auf- und mal abwärts. Durch den ersten Tunnel führt ein gepflasterter Weg, die übrigen sind unbefestigt. Teils ist der Grund von Pfützen bedeckt. Wir tragen Wanderstiefel. Doch selbst diese Wegstücke wären in Sportschuhen problemlos begehbar. An besonderer Ausrüstung ist eine Stirnlampe für drei der fünf Tunnel zu empfehlen. Die anderen beiden sind so kurz, dass genug Licht von außen herein scheint.

Eine Gruppe Portugiesen zweigt vom offiziellen Pfad ab. Erst wundern wir uns, was sie bloß vorhaben. Später erkennen wir, dass rund um die Tunnel immer wieder ein alter Weg auszumachen ist. Er ist von Pflanzen dicht bewachsen und an vielen Stellen überhaupt nicht mehr vorhanden. Mit den Jahren hat sich die Wegführung offensichtlich stark verändert. Bis vor einigen Jahren gab es als dritte Variante den sogenannten „Ostweg“, welcher zwar noch ausgeschildert, aber durch Steinschläge seit Jahren gesperrt ist.

Unser Pfad befindet sich in einem sehr guten Zustand. In vielen Abschnitten direkt in den Fels geschlagen, windet sich unser Weg entlang der Felswände. Zwischendurch muss ich mit der Kraxe auf dem Rücken den Kopf einziehen oder mich etwas wegdrehen um Felsüberhängen auszuweichen.

Die überwiegende Zeit befinden wir uns auf der Sonnenseite des Felsenzirkus. Gelb leuchten Ginster und Hahnenfuß, dazwischen erfreuen uns Margeriten und lila Natternköpfe. Gelangen wir für kurze Zeit in den Schatten, treffen wir auf moosbewachsenen Fels und freuen uns darüber kurz der unbarmherzig herunter brennenden Sonne zu entgehen.

Zum Pico Ruivo hin wird es richtig anstrengend. Viele Höhenmeter wollen Schritt für Schritt erklommen werden. Aufsteigende Pfade, gepflasterte Stufen und Metalltreppen, die in luftige Höhen führen, wechseln sich ab. Wir schwitzen. Bald ragen neben uns weiße Baumgerippe auf. Die Skelette der Baumheiden sind die Überbleibsel eines Waldbrandes.

Schließlich erreichen wir am Fuße des Pico Ruivo (1.862 m) die Hütte Casa de Abrigo, wo Getränke, Kekse und Snacks erworben werden können. Wir nehmen ein Wasser und eine Cola für später mit. Gemeinsam mit unzähligen Touristen, die mit dem Auto direkt zum Pico Ruivo angereist sind, bezwingen wir die letzten 500 Wegmeter auf den höchsten Gipfel Madeiras.

Unsere mitgebrachten Brote haben wir uns redlich verdient. Bei den Panoramablicken auf die Windräder der Hochebene Paul da Serra und den Gebirgskamm, der sich bis hin zum Encumeada-Pass zieht, schmecken sie gleich noch viel besser. Ich bekomme große Lust, auch diese Streckenwanderung zu gehen.

Wer kein Taxi nehmen möchte oder sich keinen anderen Transport organisiert hat, der wandert auf dem selben Weg wieder zurück. Wir haben inklusive einiger Foto-Stopps für den Hinweg ziemlich genau drei Stunden und zurück etwas weniger Zeit benötigt.

Aus dem anderen Blickwinkel offenbaren sich uns noch einmal ganz neue traumhafte Ausblicke. Dazu zieht am Nachmittag Nebel auf. Der Pico Arieiro und andere Felsspitzen ragen nun mystisch aus den weißen Schwaden hervor. Wunderschön!

Es ist anstrengend vom Pico Arieiro zum Pico Ruivo zu wandern. Doch jeder Tropfen Schweiß lohnt sich für die zauberhaften Panoramablicke in dieser felsigen Idylle!

Gesamtstrecke: 13232 m
Maximale Höhe: 1818 m
Minimale Höhe: 1482 m
Download file: PicoArieiro_zu_PicoRuivo.gpx

Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.

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