Start und Ziel: Calheta, Parkplatz an der ER211
Länge: 13,8 km | HM: 300 m | Gehzeit: 4 Std. | Gesamtzeit: 5,75 Std.
Bewertung: ★★★★★
Die Levada da Rocha Vermelha verspricht eine Levada-Wanderung mit wenigen Touristen und viel Abenteuer. Als weiteres Highlight lassen wir uns den Reitertunnel nicht entgehen.
Das Auto stellen wir auf einer Parkfläche mit Grillplatz an der ER211 neben weiteren PKW und Bussen ab. Gerade kommt ein Regenschauer herunter, den warten wir noch ab. Dann hebt Tobi die Kraxe aus dem Wagen, der Mann am Nachbarauto tut dasselbe. Beide sehen sich an und lächeln. Recht zeitgleich steigen die Kinder aus. Beide Jungen sind ähnlich alt und werden beide in das fast identische Modell gehoben.
An diesem wolkenverhangenen Sonntagmorgen trägt der finnische Vater seinen Sohn und ich meinen. Los geht es rund 800 Meter über einen Fahrweg zum ebenso langen Reitertunnel. Wir schalten die Stirnlampen an und begeben uns durch eine eindrucksvolle Eingangshalle in einen überaus hohen Tunnel. Das Bauwerk soll passend für Pferd und Reiter sein und daran haben wir keinen Zweifel.
Auf Brusthöhe verläuft auf Ständern ein dickes Wasserrohr, darunter fließt Wasser in einer Levada. Entlang der dunklen und kantigen Felswände schreiten wir der finnischen Familie folgend auf das gegenüberliegende Licht des geraden Tunnels zu. Unsere Füße bleiben nur dank der wasserdichten Wanderstiefel trocken, denn kleinere, aber auch größere Pfützen bedecken den Boden.
Auch auf der anderen Seite wird der Tunnel durch ein eindrucksvolles, steinernes Portal flankiert. Ein paar Meter weiter fällt ein Wasserfall herab. Ein breiter Weg führt entlang der Levada da 25 Fontes, die von dickeren und dünneren Baumheide-Stämmen bedacht wird. Auf diesem Stück des PR6 sind wir bereits gestern als Teil unserer 25-Quellen-Wanderung gegangen.
Bald zweigt nach links ein Pfad ab, der über unzählige Steinstufen zur niedriger liegenden Levada da Rocha Vermelha führt. Die übrigen Touristen bleiben oben und es wird schlagartig ruhiger. Die Treppen sind aufwendig gemauert und in gutem Zustand. Doch nasse Pflanzen, die häufig über den Weg wachsen, zeugen davon, dass hier seltener Menschen entlang gehen.
Circa 130 Meter niedriger wird das gurgelnde Wasser der Levada da Rocha Vermelha erreicht. Eine so tiefe und breite Levada haben wir bislang noch nicht gesehen. Über eine metallene Brücke queren wir den Fluss Grande und haben dabei Blick auf grün schimmernde Gumpen, die im saftig grünen Tal umgeben von imposanten Berghängen liegen.
Wir folgen weiterhin der Levada. In Wanderführern haben wir gelesen, dass es sich um eine schwere Tour handele, bei der ausgesetzte Stellen nicht gesichert seien. Dies können wir nicht bestätigen. Vermutlich ist hier in den letzten Jahren zur Förderung des Tourismus immer weiter abgesichert worden. Heute sind alle ausgesetzten Stellen mit Geländern gesichert.
Schon bald stoßen wir auf eine Brücke aus Beton-Streben. Vor uns liegt die Levada Seixal in einem langen Tunnel, rechter Hand können wir „unserer“ Levada für wenige Meter zu einem tollen Wasserfall folgen, der sich in einen Talkessel ergießt. Wir balancieren auf der teils brüchigen Levadamauer zurück und folgen dem eigentlichen Pfad nach links. Die Levada ist nun deutlich schmaler als vor der Einspeisung durch die Seixal Levada.
Entlang des im Boden liegenden Kanals schreiten wir immer tiefer in das grüne Tal. Das Wasser schwappt an unzähligen Stellen über die Kanalwand auf den Weg. Plitsch, platsch. – Durch die Pfützen oder unter einem Baumstamm hindurch tauchend, bahnen wir uns unseren Weg. Am Ende des Tages werde ich trotz meiner Wanderstiefel nasse Socken haben.
Im weiteren Verlauf wird die Levada immer kleiner und unser Pfad immer rauer. Zwei Wasserfälle speisen die Levada und zweimal verlassen wir den Wasserlauf, um über Treppen wenige Meter niedriger im Tal kniffelige Stellen zu passieren und erneut über Treppen zurück zur Levada zu gelangen. Schließlich endet unser Weg an einer steilen Treppen nach oben. Hier schießt die schmale Levada über eine Rampe neben der Treppe sprudelnd abwärts. Im Vergleich zu ihrer Größe am Anfang der Wandertour ist die Levada nur noch ein Rinnsal.
Nach einer Rast an diesem Wendepunkt, machen wir uns an den identischen Rückweg. Statt zurück zur Levada da 25 Fontes aufzusteigen, folgen wir der Levada bis zu einem Tunnel. Dorthin müssen wir wenige ungesicherte Meter auf der Levadamauer in Kauf nehmen, da das Geländer bei einem Erdrutsch weggerissen worden ist.
Dieser Tunnel ist hoch genug um als großer Mensch aufrecht bis teils leicht gebückt hindurchgehen zu können. Gleichzeitig ist der Weg schmal und verläuft auf der Levadamauer. Auf der linken Seite durch das Wasser begrenzt und auf der rechten Seite durch die Wand aus Fels. Mit der Kraxe auf dem Rücken muss ich äußerst vorsichtig und mit dem Rücken zum Wasser gedreht laufen, um nicht überall anzustoßen. Nach rund einem Drittel steht viel Wasser auf dem Weg und dazu ist er immer weniger sauber gemauert. Vor uns liegen noch viele Meter Strecke, denn der Tunnel wird mit fast zwei Kilometern Länge angegeben. Wir entscheiden uns zur Umkehr. Es wäre einfach zu gefährlich mit unserem Sohn ins Wasser zu fallen!
Den Versuch das Ende zu einem Rundweg zu schließen brechen wir ab und kehren über die Treppe, die Levada da 25 Fontes und den Reitertunnel zurück zum Auto. Wie es der Zufall möchte, beginnt es auch heute kurz vor dem Auto zu regnen. Ganz so überstürzt wie am Vortag müssen wir jedoch nicht einsteigen.
Die Levada da Rocha Vermelha ist weniger überlaufen als die übrigen Levadas bei Rabaçal. Sie ist wilder und bietet eindrucksvolle Ausblicke ins Tal. Leider ist kein sinnvoller Rundweg möglich, sodass es hier nur möglich ist auf demselben Weg zurückzukehren. Die Variante über den Reitertunnel möchten wir euch empfehlen, denn sie ist eine Bereicherung und dazu ebenfalls von weniger Touristen begangen.
Maximale Höhe: 1199 m
Minimale Höhe: 805 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs auf Madeira. Hier findest du weitere Wanderberichte aus Portugal und insbesondere Wanderberichte von Madeira.