Von Daun nach Manderscheid
Start: Daun | Ziel: Manderscheid
Länge: 20 km | HM: 580 m | Gehzeit: 5 Std. | Gesamtzeit: 6,75 Std.
Bewertung: ★★★★☆
Von Daun bis nach Manderscheid führt der Lieserpfad uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus schmalen Pfaden und breiten Forstwegen entlang der Lieser. Der Fluss schwillt langsam an und wir tauchen ein in unberührte Natur und die Legenden vergangener Zeiten. Die Burgen von Manderscheid sind ein imposantes Highlight am Ende der Etappe.
Unser Tag beginnt nach einer erholsamen Nacht im Hotel Stadt Daun bei einem reichhaltigen Frühstück. Unser Gepäck wird für den Weitertransport entgegengenommen und wir vom Wirt freundlich verabschiedet. Noch ist es kühl und bedeckt. Wir queren den verschlafenen Ort und spazieren durch den Kurpark.
Der erste Anstieg des Tages führt über eine Straße hinauf zum Gemündener Maar, dem kleinsten der drei Dauner Maare. Der durch eine vulkanische Explosion entstandene See beeindruckt uns durch seine Größe. Bis hier verlaufen Eifelsteig und Lieserpfad parallel. Nun trennen sich die beiden Fernwanderwege: Der Eifelsteig macht eine große Runde, die auch die anderen beiden Dauner Maare umfasst. Wir folgen dem Lieserpfad, der sich auf kürzerem Weg flussnäher bis nach Manderscheid windet.
Anfangs wandern wir größtenteils auf Forstwegen, die hoch über der Lieser liegen. Sie schlängeln sich am Hang entlang und bieten dabei großartige Blicke ins Liesertal. Nach rund 5,5 km zweigt ein schmaler Pfad zur Üdersdorfer Drees ab, einer Mineralwasserquelle mit natürlicher Kohlensäure am Ufer der Lieser. In früheren Jahren wurde das Wasser gerne zur Erfrischung bei der Heuernte getrunken oder beim Backen von Pfannkuchen zum Auflockern des Teiges verwendet. Auch heute noch wird es regelmäßig untersucht und hat Trinkwasserqualität.
Wir rasten an diesem schönen Ort. Das Quellwasser fließt unaufhörlich und schmeckt wirklich erfrischend. Nach der Erkundung der Quelle hat unser Sohn große Freude daran den aufsteigenden steinigen Weg einige Meter hochzustapfen um ihn dann stolpernd hinunterzurennen und in Papas Arme zu fliegen.
Bald setzen wir unsere Wanderung fort. Mal folgen wir den Wegen direkt am Fluss entlang, mal führen sie uns höher am Hang. Schmale Pfade verbinden verschiedene Forstwege. So wenig wir Forstwege normalerweise mögen, müssen wir sagen, dass die Ausblicke für die Wegbreite allemal entschuldigen.
Nach rund der Hälfte der Gesamtstrecke wird es durch und durch schön. Nun sind die Abschnitte auf Pfaden deutlich länger. Wir machen einen kurzen Abstecher vom Hauptweg zur Geisenburg. Einer Legende nach beruht der ungewöhnliche Name auf einem Raubritter, der dort unschuldige Geiseln gehalten haben soll. Heute ist nicht mehr viel von der Burg zu sehen. Das Fundament ist aus Steinen nachgelegt worden und eine Infotafel informiert über die Legende.
Später erreichen wir die Kobesloch Hütte, welche am Steilhang über einer winzigen Höhle erbaut worden ist. Mit einem Stahlseil gesichert kann auf einem Steig von der Schutzhütte zur Höhle abgestiegen werden. Dort wartet ein Holzbänkchen mit eindrucksvoller Aussicht auf das Tal. Auch dieser Ort hat eine Vergangenheit: Der Legende nach soll hier ein Bauernsohn gehaust haben, der seinen Eltern und dem Lehen-System entkommen wollte. Nach seiner Rückkehr diente der Unterschlupf seiner Freundin und ihm als geheimes Liebesnest.
Die Pfade, die uns den letzten Kilometer nach Manderscheid führen, stellen unser persönliches Highlight der Etappe dar. Ein wilder und traumhaft schöner schmaler Steig verläuft hoch über der Lieser auf felsigem Grund. Tief im grünen Tal unter uns gurgelt die Lieser, über uns zwitschern Vögel – sonst ist es still. Die unberührte Natur fasziniert uns und lässt eine tiefe Zufriedenheit zurück.
Schon gelangen wir nach Manderscheid, das für seine beiden mittelalterlichen Burgen bekannt ist. Die Oberburg lässt sich vom Friedhof aus gut ansehen und die Niederburg ist direkt von der Hauptstraße aus am besten zu betrachten. Erschöpft vom langen Wandertag begnügen wir uns für heute mit dem Anblick aus der Ferne. Morgen werden wir die Burgen aus der Nähe erkunden.
Unsere Unterkunft für die Nacht ist das Hotel Heidsmühle. Wir verlassen den Lieserpfad. Nach dem Passieren einiger Wohngebiete von Manderscheid steigen wir durch dichten Wald auf idyllischen Wegen in das Tal der kleinen Kyll ab und stehen bald darauf vor dem Hotel. Nach einer heißen Dusche erkunden wir mit unserem Sohn die hauseigenen Forellenteiche und lassen den Tag mit einem leckeren Abendessen zufrieden ausklingen.
Die zweite Etappe des Lieserpfads ist eine deutliche Steigerung zur ersten Etappe. Die Streckenabschnitte auf schmalen Pfaden haben uns außerordentlich gut gefallen. Einige Forstwege trüben etwas unsere Wanderfreude – doch das ist Jammern auf hohem Niveau, denn die Aussicht auf die Schönheit des Liesertals entschädigt dafür!
Gesamtanstieg: 1052 m
Gesamtabstieg: -1190 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Zu dieser Reise wurden wir durch die Tourist-Information Wittlich Stadt & Land, vom Gesundland Vulkaneifel und vom Ferienland Bernkastel eingeladen. Im Rahmen einer einwöchigen Reise haben wir im April 2024 den Lieserpfad erwandert. Uns wurden Hotelübernachtungen, der Gepäcktransport und das Taxi-Shuttle von Daun nach Boxberg zum Start der ersten Etappe gestellt.
Dieser Artikel spiegelt unsere Eindrücke und unsere Meinung unabhängig wider.