Start: Parkplatz über Lysebotn | Ziel: Parkplatz über Lysebotn
Länge: 10 km | HM: 640 m | Gehzeit: 4 Std. | Gesamtzeit: 5 Std.
Bewertung: ★★★★★
In schwindelerregender Höhe stehe ich auf einer über dem Lysefjord schwebenden Felskugel: Der Kjeragbolten stand auf meiner persönlichen Bucket List und stellt eines der eindrucksvollsten Erlebnisse meines Lebens dar!
Die Anreise kann auf zwei Weisen erfolgen: Entweder ihr nehmt die Fähre nach Lysebotn oder ihr fahrt von Osten aus kommend über die wunderschöne Gebirgsstraße Fv500 quer durch das Fjell-Gebiet. Letztere haben wir genutzt und sie als weiteres Reise-Highlight empfunden! Schafe spazieren gemächlich über die Straße und wir bewundern die glatt geschliffenen Felsebenen und eingebettete Seen.
Der Ausgangspunkt der Wanderung befindet sich einige Serpentinen über dem Dorf Lysebotn auf einem kostenpflichtigen Parkplatz (Stand August 2023: 300 NOK). Mit ein wenig Glück könnt ihr, wie wir, etwas oberhalb einen Stellplatz am Straßenrand außerhalb der zahlreichen Halteverbote ergattern. Auch einige Serpentinen unterhalb gibt es Parkmöglichkeiten.
Erleichtert durch gespannte Ketten erfolgt der erste Aufstieg über den blanken Fels. An feuchten Stellen ist der Stein durchaus glatt. Nach wenigen Minuten steigen wir bereits wieder in ein liebliches Tal ab. Gerahmt von den grauen Felsflächen liegt ein kleiner See in der grünen Senke.
Dem kurzen Abstieg folgt bereits der nächste Aufstieg. Mal leitet der mit einem roten T markierte Weg über aus Steinplatten erbaute Treppen, dann klettern wir wieder entlang von niedrigen Ketten den blanken Fels hinauf. Die kniehohen Ketten sind beim Aufstieg eine echte Hilfe. Wir erhaschen einen ersten Blick auf das nur wenige Häuser zählende Dorf Lysebotn und den weltbekannten Lysefjord.
Wellig wandern wir entlang unzähliger Steinmännchen und vorbei an einer Schutzhütte über ein steinernes Plateau. Der Wind pfeift uns um die Ohren und es ist kälter als erwartet. Immer im Blick haben wir den Lysefjord oder zumindest die hunderte Meter steil aufragenden Felswände, die ihn begrenzen. Das Wasser selbst liegt so tief, dass es häufig unserem Sichtfeld verborgen bleibt.
Der erste Shuttle-Bus transportiert die ersten Touristen von Lysebotn um 8:15 Uhr an den Ausgangspunkt. Wir sind bereits etwas eher gestartet, sodass zu dieser frühen Stunde noch wenige andere Wanderer unterwegs sind. Nur drei Jungs, die erzählen, dass sie häufiger zum Basejumping hier sind, und zwei Mädels wandern in unserer Nähe.
Die letzten Meter zum Kjeragbolten führen durch eine Rinne über Geröll direkt auf das Objekt der Begierde zu. WOW, WOW, WOW! Nun weiß ich: Der Kjeragbolten stand völlig zurecht auf meiner Bucket List. Eingeklemmt zwischen zwei Felsen schwebt er hoch über dem Lysefjord. Die Natur beweist hier eindrucksvoll zu was für unglaublichen Konstruktionen sie fähig ist.
Das obligatorische Foto dürfen wir ganz ohne Warteschlange schießen. Ein wenig mulmig ist mir beim Schritt auf den rund einen Quadratmeter großen Monolithen zu Mute. Ein falscher Schritt und nicht nur die Wanderung würde beim Sturz in den 1000 Meter niedriger liegenden Fjord enden. Das Gefühl hier in luftiger Höhe zu stehen ist dennoch – oder gerade deswegen – einmalig und ein Erlebnis der ganz besonderen Art!
Wir rasten und langsam nimmt die Zahl der Besucher zu. Die Basejumper haben uns geraten das Felsplateau rechts vom Kjeragbolten näher zu erkunden. Diesem Tipp folgen wir und dürfen weitere wunderbare Aussichten auf den zwischen erhabenen Felsen eingebetteten Lysefjord genießen.
Zurück zum Ausgangspunkt gelangen wir auf dem bereits bekannten Hinweg. Viele der uns entgegen kommenden Wanderer wirken erschöpft und einige fragen, wie weit es denn noch sei.
Die Wanderung zum Kjeragbolten ist nicht unanstrengend, aber definitiv jeden Tropfen Schweiß wert! Tobi ist bereits vor einigen Jahren hier gewesen und konnte den heutigen Tag uneingeschränkt wie damals genießen. Eine Wiederholung tut dem Wow-Gefühl und dem Wandergenuss überhaupt keinen Abbruch.
Ebenfalls am Lysefjord liegt der Preikestolen. Diesen werden wir morgen erkunden!
Gesamtanstieg: 996 m
Gesamtabstieg: -997 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Roadtrips durch Norwegen. Hier findest du die übrigen Wanderberichte aus Norwegen.
