Start: Parkplatz Preikestolen | Ziel: Parkplatz Preikestolen
Länge: 8,3 km | HM: 430 m | Gehzeit: 3,5 Std. | Gesamtzeit: 4,5 Std.
Bewertung: ★★★★☆
Auf dem Preikestolen stehend befindet sich nur noch der Abgrund und tief unter uns das blaue Wasser des Lysefjords vor uns. Wow! Auch die Pilzsammler, die wir am Gloppefossen kennengelernt haben, genießen heute diese wunderbare Aussicht.
Der Preikestolen ist eines der bekanntesten Naturwunder in Norwegen. Kaum ein Tourist, egal ob mit dem Kreuzfahrtschiff, dem Wohnmobil oder dem Rucksack unterwegs, besucht diese Felskanzel nicht. Entsprechend gehoben sind hier die Preise und begrenzt die Möglichkeit eine kostenpflichtige Anreise zu Umgehen.
Im Ort Jøssang befinden sich ein Campingplatz sowie ein Wohnmobilstellplatz, beide kosten jedoch ähnlich viel wie der Parkplatz am Ausgangspunkt der Wanderung. Wir entscheiden uns daher die Nacht am Straßenrand zu verbringen und morgens den offiziellen Parkplatz am Ausgangspunkt der Wanderung zu nutzen, der 250 NOK kostet. Das Campen über Nacht ist hier untersagt. Ein Toilettenhaus, ein kleines Restaurant mit Eisverkauf sowie ein Souvenirshop runden das touristische Angebot ab. Alternativ könnte man im Ort einen Parkplatz suchen und mit dem Fahrrad die serpentinenreiche Straße, die durchgängig mit Halteverboten beschildert ist, hinauf strampeln.
Der Weg ist gut ausgebaut und an kaum einer Stelle rein natürlich. Die allerersten Meter führen über Schotter, dann leitet der raue Weg durch felsiges Gelände, das teilweise an sehr grobes Kopfsteinpflaster erinnert. Nun wechseln sich steinerne Treppen, die mal flacher und mal steiler aufwärts führen, und Holzplankenpfade, die moorig-sumpfiges Gelände überbrücken, ab. Schilder weisen darauf hin, dass die längste der heute zu erklimmenden Treppen von nepalesischen Sherpa erbaut worden ist.
Nicht mehr weit von der Felskanzel entfernt durchqueren wir eine Hochebene, in die kleinere Seen eingebettet sind. Hatten wir zu Beginn des Tages noch Jacken an, wandern wir inzwischen im T-Shirt und empfinden den kühlen Schatten der feuchten Felsen, die uns nun näher an den Preikestolen führen, als sehr angenehm.
Die letzten Meter des Weges sind ausgesetzt, aber zumeist mit einem Geländer gesichert. Zu unserer Linken bricht der Fels zum Lysefjord hin steil ab. Steil ragen die Felswände rund um den Fjord herum auf und begrenzen diesen äußerst eindrucksvoll.
Nun stehen wir vor dem Preikestolen: Die Felskanzel steht rechteckig, beinahe quadratisch, vor den übrigen Felsen und schwebt in rund 600 m Höhe förmlich über dem Fjord. Die Seitenwände dieses grauen Plateaus sind rund 25 Meter lang und nehmen mit voran schreitender Zeit immer mehr Touristen auf. Rund um den Preikestolen herum sitzen Wanderer und genießen ihr Brot bei gigantischer Aussicht. Neben unserem Sohn sind auch drei weitere Kleinkinder in Kraxen hoch getragen worden und werden von ihren Eltern umsorgt.
Wir sind morgens um halb neun gestartet und waren damit auf keinen Fall unter den ersten. Dennoch ist es noch nicht so voll, dass wir andere Wanderer nicht freundlich gegrüßt hätten. Bei unserer Ankunft an der Felskanzel machen nur wenige gerade Fotos. Wir nutzen die Gelegenheit ebenfalls um ein paar Erinnerungsbilder zu knipsen. Während einer rund einstündigen Pause füllt sich das Plateau immer weiter und es bildet sich eine immer längere Schlange, um für das begehrte Foto posieren zu dürfen. Auf dem Rückweg kommt uns dann ein endloser Strom von Touristen entgegen und niemand grüßt mehr irgendwen.
Der Rückweg verläuft prinzipiell auf dem Hinweg. Wer mag, kann jedoch auch noch ein wenig höher steigen und den Blick von oben auf Felskanzel und Fjord genießen. Dann bietet sich ein alternativer Rückweg an, der rund einen Kilometer des Hinwegs umgeht und so zumindest eine angedeutete Rundwanderung ermöglicht. Wer uns kennt ahnt bereits: Das ist unsere Strecke! Auf der alternativen Route sind wir völlig allein unterwegs. Die Pfade sind schmaler und nicht aufwendig durch Menschenhand angelegt. Zeitweise schreiten wir durch einen Bach, der hier den Hang hinunterfließt. Des Öfteren suchen wir ein rotes T, denn im Gegensatz zum Hauptweg sind die Markierungen hier seltener und mehr verwittert. Schließlich treffen wir wieder auf selbigen und folgen die übrigen drei Kilometer zum Parkplatz dem Strom an Menschen.
Der Preikestolen ist durch eine Laune der Natur entstanden und bildet einen eindrucksvollen Aussichtspunkt auf den weltbekannten Lysefjord. Zu recht kommt fast jeder Norwegen-Urlauber an diesen Ort. Wenn auch schwieriger zu erreichen, gefällt uns der Kjeragbolten, der ebenfalls am Lysefjord liegt, dennoch noch einen Deut besser.
Gesamtanstieg: 753 m
Gesamtabstieg: -751 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Roadtrips durch Norwegen. Hier findest du die übrigen Wanderberichte aus Norwegen.