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Rimstigen am Nærøyfjord

Start: Bakka am Nærøyfjord | Ziel: Bakka am Nærøyfjord
Länge: 5,6 km | HM: 800 m | Gehzeit: 3 Std. | Gesamtzeit: 3,5 Std.
Bewertung: ★★★☆☆

Der Rimstigen am Nærøyfjord ist ein steiler Bergpfad. Eine Frau erklärt ihrem Freund auf halber Höhe, dass der Ehrgeiz sie gepackt habe und sie sicher nicht aufgeben werde. Eine andere bricht etwas weiter oben beinahe zusammen, sitzt erschöpft auf einem Felsen und wird von ihrem Begleiter umsorgt. Die beiden haben Rucksäcke auf, die für eine Übernachtung sprechen und kommen mir erst auf meinem Rückweg noch immer im Aufstieg entgegen. Was ist der Reiz dieser Wanderung?

Eigentlich ist der Plan heute ein ganz anderer gewesen. Wir wollten den königlichen Postweg gehen, der in Styvi beginnt und in Bleikindli endet. Dieser führt flach am Ostufer des Nærøyfjord entlang, ist aufgrund der steilen Felswände jedoch nur mit dem Boot zu erreichen. Das Linienboot nach Styvi ist uns zu teuer gewesen. Im Internet lasen wir, dass es die Möglichkeit gibt ein Ruderboot zu leihen oder sich mit dem Motorboot übersetzten zu lassen.

Nærøyfjord
Nærøyfjord

Der Nærøyfjord misst an der schmalsten Stelle lediglich 250 m und ist damit der schmalste Fjord Norwegens. Er bildet einen Seitenarm des Aurlandfjords und ist UNESCO Weltkulturerbe. Die Strecke zu rudern wäre also gar nicht weit und aus unserer Sicht ein Erlebnis der besonderen Art.

Wir haben beim Campingplatz in Bakka, einer winzigen Häuseransammlung am Westufer, nachgefragt. Die Betreiberin des Platzes hat uns an die Bewohner des „größten weißen Hauses, direkt auf der Bergkuppe“ verwiesen. Die Frau dort teilte uns leider nur mit, dass ihr Mann derzeit außer Haus sei und heute kein Bootsverleih möglich ist.

Wir verwerfen den Plan und nehmen den anspruchsvollen Rimstigen in Angriff. In Bakka, das vom Fähranleger in Gudvangen aus in wenigen Minuten erreicht ist, können wir für 80 NOK/Tag kurz hinter dem Campingplatz parken. Ein Wanderschild weist direkt an der Straße auf den Rimstigen hin.

Wegweiser Rimstigen
Wegweiser Rimstigen

Nun wird es schweißtreibend. Auf nur 2,5 km werde ich rund 700 Höhenmeter empor klettern. Einstiegs geht es steinig durch Wald. Dieser lichtet sich schnell und ein erdiger Pfad führt in Serpentinen immer weiter durch eine Wiese aufwärts. Bald wird es wieder waldig und richtig steinig. Zumeist ist es einfach steinig und felsig, selten sind steinerne Treppen am Hang angelegt. Der Einsatz der Hände ist zu keinem Zeitpunkt notwendig und auch wenn teils Wasser den Pfad hinunter fließt ist es nur selten glatt.

steiniger Aufstieg auf dem Rimstigen
steiniger Aufstieg auf dem Rimstigen

Immer wieder bieten sich Blicke auf den unter uns liegenden Nærøyfjord. Eingebettet zwischen bis zu 1760 m hohen Felswänden liegt er idyllisch im Tal. Heute ist es bedeckt. Im Sonnenschein würde er bestimmt in den schönsten Farben das Licht reflektieren. Auf dem Fjord kommt ab und zu die Fähre vorbei und ein Segelboot gleitet friedlich dahin. Am Ufer fällt der Blick auf kleine Häuseransammlungen und auch unser Wohnmobil kann ich entdecken.

Neben dem Rimstigen fällt ein Wasserfall, der Tufteelvi in die Tiefe. Lange ist er zu hören, doch nur selten zu sehen. Nach etwa 2/3 des Aufstiegs könnt ihr einem kleinen, nicht ausgeschilderten Pfad nach rechts für wenige Meter folgen um einen Blick auf den Tufteelvi zu erhaschen.

Es wird flacher. Nach dem Erklimmen von circa 700 Höhenmetern erreiche ich eine Ebene. Vermutlich lag hier früher die Alm, die über den Rimstigen erreicht werden konnte. Rimstigen heißt übersetzt Holzweg. Dieser Name rührt wohl daher, dass hölzerne Leitern verwendet worden sind um die Felsen zu überwinden und besagte Alm zu erreichen. Heute ist rein gar nichts von der früheren Besiedlung zu sehen. Ein blecherner Kasten beherbergt ein Tourbuch, in das sich der geneigte Wanderer eintragen kann.

geländerlose Brücke am Hochtal über dem Nærøyfjord
geländerlose Brücke am Hochtal über dem Nærøyfjord

Das Hochtal liegt eingebettet zwischen noch höheren Felswänden. Deutlich sanfter als zuvor steige ich noch etwas weiter auf. In der Ferne fällt ein weiterer Wasserfall in die Tiefe. Er scheint den Fluss zu speisen, an den ich nun gelange. Eine geländerlose Brücke quert das sprudelnde Wasser. Es ist bereits später Nachmittag und ich entscheide nicht mehr bis zum See Skarsvotni oder gar zum Gipfel Rimstigfjellet weiter zu gehen.

So kehre ich nach rund 800 Höhenmetern um und gelange durch das von Blaubeersträuchern und anderen niedrigen Gewächsen bewachsene Hochtal zurück zum Rimstigen. Auch wenn ich bei weitem nicht so weit gegangen bin, wie es möglich wäre, scheinen die meisten Wanderer bereits an der ehemaligen Alm umzukehren. Zumindest habe ich danach nur noch ein einziges Pärchen getroffen und auch nach meinem Umkehren habe ich keinen der Wanderer, die während des Aufstiegs noch in meine Richtung gegangen sind, wieder gesehen.

Der Rimstigen bietet eindrucksvolle Ausblicke auf den schmalsten Fjord Norwegens. Gleichzeitig ist es eine anspruchsvolle Wanderung, sodass jede Pause um die Fernsicht zu genießen auch eine willkommene Erholungspause ist.

Gesamtstrecke: 6115 m
Gesamtanstieg: 946 m
Gesamtabstieg: -947 m
Download file: Rimstigen.gpx

Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.

Diese Tour ist Teil eines Roadtrips durch Norwegen. Hier findest du die übrigen Wanderberichte aus Norwegen.

Nærøyfjord
Nærøyfjord
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