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Von Østerbø nach Vassbygdi

Start: Østerbø | Ziel: Vassbygdi
Länge: 19 km | HM: 700 m | Gehzeit: 5,5 Std. | Gesamtzeit: 6,75 Std.
Bewertung: ★★★☆☆

Von Østerbø nach Vassbygdi scheint es fast ein Katzensprung zu sein. 15 Kilometer und die meiste Zeit bergab wird in verschiedenen Wanderführern angegeben. Tatsächlich erwartet uns ein langer und anstrengender Tag. Das besondere an der Wanderung ist, dass die Straße schon kurz nach dem Start das Tal durch einen Tunnel verlässt und das enge Tal nur noch vom Wanderweg erschlossen wird.

Diese Streckenwanderung ist beliebt und durch eine Busverbindung von Norwaysbest leicht umsetzbar. Die rund halbstündige Busfahrt kostet 130 NOK/Person (Stand September 2023). Bei eurer Planung solltet ihr bedenken, dass die Verbindung nur am Freitag, Samstag und Sonntag existiert. Zusätzlich verkehrt der Linienbus 850, der vermutlich auch günstiger ist. Im September scheint dieser jedoch nur nachmittags zu fahren und ist daher keine Option für uns.

Blick zurück auf Østerbø
Blick zurück auf Østerbø

Wir parken an der Servicebygg in Vassbygdi. Hier kostet das Parken 100 NOK für 24 Stunden. Am Kiosk können kühle Getränke erworben werden und auch Toiletten stehen zur Verfügung. Nach der Busfahrt, die durch mehrere enge Tunnel führt, erreichen wir den Ausgangspunkt der heutigen Wanderung: die Aurlandsdalen Turisthytte des DNT in Østerbø. Schnell verläuft sich die angereiste Gruppe und wir treffen nur selten auf Wanderer, die mit uns im selben Bus angereist sind.

Neben dem bekannten roten „T“ ist die Strecke jeden Kilometer mit einem grünen Schild ausgestattet, das darüber informiert, wie viele Kilometer es noch bis zum Ziel sind. Es erwartet uns eine Überraschung: Das erste Schild weist auf 19 kommende Kilometer hin. Ob das stimmt? Wir sind etwas irritiert, denn der Rother Wanderführer spricht von 14,7 Kilometern und auch eine gps-Datei, die wir im Internet heruntergeladen haben, verspricht nur circa 15 Kilometer.

Mini-Felsinsel zwischen Østerbø und Vassbygdi
Mini-Felsinsel

Die Wanderung führt entlang des Flusses Aurlandselvi durchgängig mehr oder weniger nah am Wasser entlang. Immer wieder verbreitert sich der Fluss und wir wandern an ruhigen Seen wie dem Aurlandsvatnet oder dem Vetlavatnet entlang. Nie weiß man, wie sich das Gewässer in wenigen Minuten zeigen wird. Ruhiger See? Reißender Fluss? Imposante Schlucht? Heute erwartet uns alles.

Entlang des Aurlandselvi wandern wir auf steinigen Pfaden, die häufig trotz des heutigen Sonnenscheins feucht sind. Wenige Brücken queren den Fluss sowie Bachläufe. Dazu kommen wir an mehreren größeren und kleineren Wasserfällen vorbei. Zwischendrin rücken die Felswände dieses schmalen Tals noch enger zusammen und bilden eine raue Schlucht, durch die der Strom wild fließt. Gar nicht viel später schreiten wir an idyllischen Felsinseln, die teils von Büschen und niedrigen Bäumen bewachsen sind, vorüber.

Schlucht am Aurlandselvi
Schlucht am Aurlandselvi

Das Areal rund um den See Nesbøvatnet gefällt uns besonders. Nach dem Passieren weniger Häuschen wird eine Felspassage erreicht. Ein leicht ausgesetzter Steig führt ungesichert unter einem mächtigen Felsüberhang hindurch. Solche Wege lieben wir!

Neben bewaldeten Streckenabschnitten durchqueren wir auch mit Heiden und Blau- oder Preiselbeeren bewachsene Ebenen. Entlang des Weges sind mehrere Plumpsklos aufgestellt, die mich an einen Kanu-Camping-Urlaub im schwedischen Dalsland erinnern. In der Nähe von Häuseransammlung treffen wir auf Viehweiden und auch auf mehrere Schafe. Unser Sohn sitzt freudig in der Kraxe und winkt den Tieren zu.

Entgegen der Erwartung, dass es überwiegend abwärts und damit entspannt zu gehen sein wird, erwarten uns regelmäßig Gegenanstiege, die sich auf rund 700 Höhenmeter summieren. Insgesamt ist die Strecke deutlich anspruchsvoller als erwartet: Ausgesetzte Wege und in den Abstiegen häufig rutschiger Schotter oder feuchte Felsen bilden den üblichen Weg. Über mehrere Stunden ist jeder Schritt in diesem schmalen Tal, das nur für den Fluss und uns Platz bietet, mit Bedacht zu setzen. Straßen und damit Autoverkehr – aber auch Möglichkeiten abzukürzen – gibt es in diesem Tal nicht.

Wer eine Rundwanderung zurück nach Østerbø unternehmen möchte, kann auf den ausgewiesenen Bjørnstigen abzweigen, der nach rund einem Sechstel der Wanderung von der Strecke abzweigt und später wieder auf diese trifft. So habt ihr hier die Möglichkeit einer Rundwanderung von circa 15 Kilometern.

Eingangs haben wir festgestellt, dass die in den Wanderführern angegebenen Streckenlängen von der Beschilderung vor Ort abweichen. Was stimmt nun? Wie zu erwarten haben eher die Schilder recht: Unsere GPS-Uhren haben eine Strecke von 18 km aufgezeichnet bei einer Gehzeit ohne Pausen von 5,5 Stunden. Beim Nachklicken der Route für Euch auf der OpenStreetMap-Karte erreichen wir die bereits aus den Wanderführern bekannten 15 km. Die Frage, wie die Abweichung der Wanderführer zu erklären sein könnte, bekommen wir nicht abschließend beantwortet. Wir vermuten, dass auf den Karten nicht alle Serpentinen eingezeichnet sind.

Die Wanderung von Østerbø nach Vassbygdi ist anstrengend. Sie vereint viele Aspekte, die uns am Wandern in Norwegen gut gefallen: Schmale Schluchten, Wasserfälle, idyllische Täler und steinig-karge Landschaften. Jedoch kann sie mit keinem absoluten Highlight aufwarten und wird so eher „eine von vielen“ für uns bleiben.

Gesamtstrecke: 16380 m
Gesamtanstieg: 1209 m
Gesamtabstieg: -1939 m
Download file: Osterbo_Vassbygdi.gpx

Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.

Diese Tour ist Teil eines Roadtrips durch Norwegen. Hier findest du die übrigen Wanderberichte aus Norwegen.

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