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Die Chinesische Mauer

auf den Abschnitten Jiankou – Mutianyu &

Gubeikou – Jinshanling – Simatai

Die Chinesische Mauer! Ein Traum wird war: Einmal im Leben auf der Chinesischen Mauer stehen! Wir zwei, die Mauer und sonst niemand. So ein Bild haben wir nicht ansatzweise zu wünschen gewagt und doch haben wir es bekommen. Ein unglaubliches Erlebnis!

Blick auf die Chinesische Mauer
Blick auf die Chinesische Mauer

Als ein Highlight der Reise haben wir uns die Chinesische Mauer aussucht und lange recherchiert, welche Mauerabschnitte am schönsten zu erwandern sind und ob / wie man diese auf eigene Faust erreichen kann. Es sollte etwas ursprüngliches und wildes dabei sein, aber zum Kontrast auch ein restaurierter Abschnitt. Dazu sollte der Großteil auf touristisch nicht überlaufenen Stücken verlaufen. Für uns kamen so Jiankou, Huanghuacheng, Gubeikou, Jinshangling und Simatai in Frage. Wichtig war uns auch, dass wir eine Streckenwanderung machen können und nicht irgendwo umdrehen und den selben Weg zurückgehen müssen.

Fahrer Ge von Wildgreatwall.com auf dem Weg zur Chinesischen Mauer
unser Fahrer Ge

Schließlich entschieden wir uns dafür an zwei Tagen auf der Mauer zu wandern. Am ersten Tag ging es von Jiankou nach Mutianyu und am nächsten Tag von Gubeikou über Jinshanling nach Simatai. Im Nachhinein waren dies die zwei schönsten Tage des ganzen Urlaubs! Wir haben keinen Weg gefunden, wie wir Start- und Zielpunkte dieser beiden Mauerabschnitte ohne einen Fahrer erreichen sollten. Taxis kann man zwar in Peking überall anhalten, aber ob wir einen gefunden hätten, der an der Mauer auf uns wartet und zum nächsten Abschnitt bringt und dann noch am zweiten Abend wieder nach Peking zurückfährt bzw. ob wir an jedem Ort einen neuen Fahrer gefunden hätten: darauf wollten wir nicht vertrauen, denn unser Zeitplan war eng getaktet.

So buchten wir eine self-guided Tour bei Wildgreatwall.com. Wir wurden alle Strecken gefahren, hatten eine Unterkunft an der Mauer und wurden zu den Einstiegen auf der Mauer geführt für den Fall, das es Probleme gäbe. Auf der Mauer waren wir dann alleine und in unserem Tempo unterwegs, konnten mal zügig gehen, mal fotografieren oder einfach staunen und genießen. Für uns war es genau die richtige Entscheidung eine Selfguided Tour zu buchen.

Start: Xizhazi | Ziel: Mutianyu
Länge: 7,6 km | HM: 745 m | Gehzeit: 3,5 Std. | Gesamtzeit: 6 Std.
Bewertung: ★★★★★

Leiter an der Chinesischen Mauer
Leiter an der Mauer

Am morgen des ersten Wandertages holt unser Fahrer Ge uns am Hotel ab und bringt uns nach Jiankou. Jiankou ist ein großer Mauerabschnitt und sagt so erst einmal nicht viel darüber aus, wo genau wir starten. Ge bringt uns nach Xizhazi, ein winzig kleines Dorf, eher nur eine Ansammlung von wenigen Häusern. Über einen naturbelassenen Pfad steigen wir, begleitet von Ge, auf zur Mauer. Am Turm „Zhengbeilou Tower“ lehnt eine hölzerne Leiter, sodass wir die Mauer besteigen konnten. Ge verlässt uns hier. Der erste Blick auf die sich durch das Land schlängelnde Mauer: atemberaubend! Sie wird absolut zurecht als „Great Wall“ bezeichnet. Alle paar Hundert Meter befindet sich ein Wachturm, so zieht sich die Mauer Kilometer um Kilometer über die Grate der Berge entlang.

Die Mauer zeigt sich hier von ihrer wilden Seite. Die Natur ist dabei sich ihr Gebiet zurückzuerobern. Auf der Mauer wachsen inzwischen Büsche und kleinere Bäume, manche Ziegel sind lose und dennoch ist die Mauer immer bis in weite Ferne gut erkennbar. Bilder, die man von Fotos im Hinterkopf hat, sind wohl zum Großteil in dieser Region entstanden.

Der Great Wall weiter folgend gelangt man zum „Oxhorn Edge“. Hier geht es steil bergauf und kurz darauf wieder steil bergab. Normales Laufen ist nicht mehr möglich. Trotz Wanderstiefeln wird es durch die Steilheit so rutschig, dass wir uns an der Wand festhalten und unsere Schritte so absichern. Die Tourenbeschreibung erklärt hier, dass man unten einen Ausweichpfad am Oxhorn Edge vorbei nehmen könnte, doch das Abenteuer wollen wir uns nicht nehmen lassen.

zugemauerte Chinesische Mauer vor Mutianyu
zugemauerte Mauer vor Mutianyu

Jiankou geht in den Abschnitt Mutianyu über. Beide Abschnitte sind durch eine Mauer auf der Mauer getrennt. Dies wurde uns vorab mitgeteilt mit einem Foto. Bei unserer Wanderung im September 2019 war die trennende Mauer jedoch schon höher gemauert, sodass wir wirklich klettern müssen, um in den zweiten Abschnitt zu gelangen. Wir denken, es ist fraglich, ob man auf Dauer von Jiankou nach Mutianyu weiterwandern können wird. Mutianyu ist ein komplett restaurierter Mauerabschnitt. Es stehen keine Büsche mehr auf dem Weg und es fehlen keine Steine im Boden. Stattdessen halten sich hier Touristengruppen auf, die ziemlich irritiert schauen als wir über die Mauer geklettert kommen. Souvenir- und Getränkeverkäufer in den Wachtürmen vervollständigen das touristische Bild.

Abschnitt Mutianyu auf der Chinesischen Mauer
Abschnitt Mutianyu auf der Chinesischen Mauer

Den wilden Mauerabschnitt fand ich schöner, doch zum Fotografieren ist der restaurierte Teil besser, da man so viel besser die ganze Dimension der Mauer begreifen kann. In Mutianyu laufen wir ganz bis zum Ende, wo ein Weitergehen nicht möglich ist. Überklettern wäre hier ebenfalls nicht möglich. Das Wetter schlägt um und wir wollen möglichst schnell nach unten kommen. Eine Sommerrodelbahn führt hinunter. Mit einem Shuttle-Bus gelangen wir zum Parkplatz. Mit dem Handy, dass uns Ge zuvor gegeben hatte, rufen wir bei ihm an und nennen eigentlich nur unseren Namen. Wir teilen ja keine gemeinsame Sprache. Ge verstand und kam wie versprochen zum Parkplatz um uns dort einzusammeln. Mutianyu ist nach Informationen des Internets gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Peking aus erreichbar.

Essen mit Stäbchen lernen
Essen mit Stäbchen lernen

Nun gehen wir zu dritt essen. Ge bestellt munter drauf los und wir fragen uns, wer das bloß alles essen soll. Es stehen dann jede Menge leckere Gerichte von einer Art Bratkartoffeln über Fleisch bis hin zu Gemüse auf dem Tisch. Zuerst essen nur wir und Ge möchte offensichtlich höflich sein und bedient sich nicht. Wir bedeuten ihm mitzuessen und kommen uns dann auch nicht mehr so seltsam vor. Meine Stäbchen-Methode war sehr ungeübt und Ge zeigt mir immer wieder, wie ich die Stäbchen halten, bewegen und das Essen damit nehmen soll. So lerne ich an diesem Abend noch eine wichtige Lektion, die mir die ganze Reise helfen wird.

Schließlich fahren wir zu einem Farmers Guesthouse in Gubeikou. Die Unterkunft hält was der Name verspricht: Ein Bauer hat auf Unterkunft umgesattelt und bietet einige Zimmer an. Wir sind die einzigen Gäste. Die Zimmer haben keine Türen und sind nur durch Vorhänge von einem Innenhof abgegrenzt, das ist etwas seltsam, aber stört auch nicht weiter. Wir schlafen gut und freuen uns auf den nächsten Mauer-Tag.

Start: Gubeikou | Ziel: Simatai West
Länge: 11,3 km | HM: 927 m | Gehzeit: 4,5 Std. | Gesamtzeit: 6,25 Std.
Bewertung: ★★★★★

Am Morgen gibt es ein Frühstück mit Getreidesuppe und eingelegten Gurken, welches beides nicht unser Fall ist. Dazu wurde so etwas wie frittierter Pfannkuchen und Omelette serviert, womit wir uns dankbar für den Tag stärken. Nach einer kurzen Führung durch Gubeikou (die Mauer verläuft direkt hinter dem Gästehaus) bringt uns Ge zum Einstieg auf die Mauer, von wo ein „local farmer“ mit uns ein Stück gemeinsam geht. Die Mauer von Gubeikou ist ebenfalls unrestauriert, aber hat doch ein anderes Erscheinungsbild. Ich kann gar nicht genau sagen, inwiefern der Baustil anders ist. Etwas weniger bewachsen als in Jiankou ist es auf jeden Fall und man sieht, dass die Mauer aus anderen Steinen errichtet wurde.

Der local farmer läuft anfangs hinter uns und später ein ganzes Stück vor uns und verhält sich eigentlich total unauffällig. Dennoch fühlen wir uns immer etwas gehetzt und mochten nicht ständig stehen bleiben zum Fotografieren. Einmal hält er an, pflückt uns kleine rote Früchte von einem Strauch und hält sie uns hin. Sie schmecken sehr süß und haben einen kleinen Kern. Mir gefällt es auf dem weiteren Weg weitere Früchte zu naschen. Leider habe ich keine Ahnung, wie sie heißen.

Blick auf die Chinesische Mauer
Abschnitt Jinshanling der Chinesischen Mauer

In Jinshanling, einem teil-restaurierten Abschnitt, bezahlt der local farmer, glauben wir, Eintritt für uns an einem einsamen Posten an der Mauer, dann gehen wir alleine weiter. Weshalb wir bis hier hin begleitet wurden, erschließt sich uns nicht wirklich. Der Weg ist leicht zu finden gewesen, selbst als es eine Weile neben der Mauer entlang ging. Jedoch gibt es an dieser Stelle der Mauer ein militärisches Sperrgebiet und Touristen werden vermutlich deshalb nicht ohne Begleitung losgeschickt. Bis hier haben wir wieder keine anderen Wanderer gesehen. Ein Traum. Auf dem weiteren Weg bis Simatai-West treffen wir nur vereinzelt auf andere Touristen. Dieser Mauerabschnitt hat einen ähnlich steilen Abschnitt wie das Oxhorn Edge in Jiankou: den Houchuankou Pass.

In Simatai-West steigen wir von der Mauer ab zu einem Parkplatz, von wo wir wieder Ge anrufen, welcher uns zurück nach Peking bringt. Simatai-West wird teilweise auch als Jinshanling-East bezeichnet. Ein Weiterwandern nach Simatai-East ist heute nicht mehr möglich.

Es fällt uns sehr schwer zu sagen, welcher der beiden Tage uns besser gefallen hat. Beide sind atemberaubend! Der unrestaurierte Teil von Jiankou war minimal schöner als in Gubeikou und der teil-restaurierte Teil von Jinshanling war noch eindrucksvoller als das komplett restaurierte Mutianyu. Vermutlich auch, da es hier abgelegener, einsamer und idyllischer ist. Eine Wanderung auf der Mauer können wir in jedem Fall wärmstens empfehlen! Unsere Tour war perfekt für uns, da unser Traum zwei komplette Wandertage auf der Mauer waren. Bei weniger Zeit ist auch nur ein einzelner Tag auf einem einzigen Mauerabschnitt auf jeden Fall lohnenswert.

Tag 1: Jiankou nach Mutianyu

Gesamtstrecke: 7639 m
Gesamtanstieg: 745 m
Gesamtabstieg: -847 m
Download file: Jiankou_Mutianyu.gpx

Tag 2: Gubeikou über Jinshanling nach Simatai

Gesamtstrecke: 11329 m
Gesamtanstieg: 927 m
Gesamtabstieg: -802 m
Download file: Gubeikou_Jinshangling_Simatai.gpx
Svenja und Tobi auf der Chinesischen Mauer
Es war SO schön auf der Chinesischen Mauer!

Diese Tour ist Teil einer Rundreise durch China. Hier findest du die übrigen Berichte unseres Individualurlaub für Abenteurer in China.

Ein Kommentar

  1. Hallo Svenja, ach toll! Danke auch, dass Du bei mir kommentiert hast, so dass ich auf Deinen Bericht hier aufmerksam wurde! (https://www.reisetipps.travelsandevents.com/chinesischemauer-jinshanling-simatai). Der allererste Teil, so sehr kaputt, ist wohl auf der zweiten Strecke (Jinsh. > Sim.) inzwischen repariert worden? Der steile Teil um den Houchuankou Pass. Ist ja bei mir 12 Jahre her. Wie schön, dass Ihr auch so angenehmes Wetter hattet, und es noch leerer war als bei mir. Herrlich auch die Vorstellung, wie ihr in M. über die Mauer aus dem „Nichts“ kamt, und die Gruppentouristen staunten.
    Ich möchte SO gerne wieder da hin! Würde gerne in den ökologischen Anlagen vom Brickyard Hotel wohnen und da länger bleiben. Traum… 😉
    Mein zweites super tolles Ziel in China war das Dorf Wutai Shan und die ganzen umliegenden 100+ Klöster. Da waren wir tatsächlich weit und breit über Tage die einzigen Langnasen.

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