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Camino del Rey

Start: Ardales | Ziel: El Chorro
Länge: 6,5 km | HM: 200 m | Gehzeit: 2 Std. | Gesamtzeit: 3 Std.
Bewertung: ★★★★☆

Der Camino del Rey steht seit mindestens 15 Jahren auf meiner Bucket List. Kann der restaurierte, wiedereröffnete Weg an den Mythos anknüpfen und meine hohen Erwartungen erfüllen? Die Antwort direkt vorweg: Vom ehemals „gefährlichsten Steig der Welt“ ist nicht mehr viel übrig.

Der Caminito del Rey ist ein schmaler Versorgungsweg in den senkrechten Wänden einer schmalen Schlucht in Andalusien. Der Weg ist spektakulär angelegt und hängt in bis zu 100 Metern Höhe über dem Fluss. Er besteht aus drei Teilen: einer Klamm am Anfang des Weges, einem breiten Tal und einer weiteren schmalen Klamm, die den Fluss weit unter sich lässt.

Die Wanderung ist auf jeden Fall beliebter denn je. Die Tickets sind häufig Wochen im Voraus ausgebucht und auch für uns waren keine Tickets mehr im Onlineshop zu bekommen. Zu dritt wäre die Wanderung für uns leider ohnehin nicht möglich, da Kinder unter acht Jahren nicht gestattet sind. Also versuche ich es morgens allein an der Tageskasse. Dort werden um kurz vor 9 Uhr die ersten 50 Tickets des Tages direkt verkauft. Um ganz sicher zu gehen, mache ich mich bereits um kurz vor acht auf den Weg zum Ticketschalter.

Bitte beachtet, dass es von Ardales durch den Tunnel etwa 1,5 km bis zum Verkaufshäuschen sind. Gegen acht Uhr war ich einer der ersten in der Schlange und nur eine Gruppe deutsche Rentner war vor mir dort. Mit der Zeit füllte es sich immer weiter, aber zumindest an diesem Tag hätte man auch um 8:30 Uhr noch eines der begehrten Tickets erobert. Der frühe Start war problemlos möglich, weil wir mit unserem Wohnmobil fast direkt am Eingang des Tunnels am Straßenrand stehen konnten.

Der Caminito del Rey ist nichts für Wanderer, die sich eine einsame Tour wünschen. Im zehn Minuten Takt starten 50er Gruppen ihre Wanderung. Diese ist als Einbahnstraße konzipiert und kann nur von Norden nach Süden von Ardales nach El Chorro begangen werden. Parkplätze gibt es sowohl am Start- und Endpunkt als auch an einem großen Parkplatz in der Mitte. Ein Shuttle für 2 € verkehrt zwischen diesen Punkten. Welchen Parkplatz ihr wählt, ist eigentlich egal. Berechnet nur etwas Puffer für das Shuttle und die 1,5 km zum Beginn der Wanderung ein.

Nach der Ticketkontrolle begibt sich die 50er Gruppe zur Helmausgabe. Es gibt eine kurze Einweisung und die Wanderung kann beginnen. Anfangs ist es auf dem schmalen Weg sehr voll, aber nach ein paar Minuten verläuft es sich etwas.

Ich war überrascht wie kurz der eigentliche spektakuläre Weg durch die schmale Schlucht ist. Die Wanderung wird zwar mit 7,7 km angegeben, davon befinden sich allerdings nur etwa eineinhalb auf Laufstegen an senkrechten Feldwänden. Der Rest verteilt sich auf den Weg zum Kassenhäuschen, einem Flachstück und dem Abstieg zum Shuttle in El Chorro.

Insbesondere nach dem Verlassen der ersten Schlucht bin ich extrem enttäuscht. Nach wenigen Minuten öffnet sich die Klamm bereits wieder und der Weg wird wenig spektakulär. Der alte Camino wurde komplett überbaut, sodass dieser nur noch an wenigen Stellen zu erahnen ist. Es wurde einfach 50 cm darüber ein komplett neuer Weg in die Felswand gehängt, sodass sogar die Vorstellung, wie der Weg einmal gewesen sein muss, schwerfällt.

Die zweite Schlucht besänftigt mich etwas. Der Weg ist zwar immer noch breit und für meinen Geschmack zu sehr abgesichert, aber die Aussichten werden deutlich eindrucksvoller. Während der Weg die ganze Zeit seine Höhe hält, fällt der Fluss immer weiter ab und liegt am Ende 100 m unter den Wanderern. Die etwas zerklüftete Schlucht und die Ausblicke auf die in den Fels gebaute Bahnstrecke gegenüber sind zusätzliche Attraktionen. Auch der alte Steig lugt häufiger unter dem neuen Weg hervor und regt die Phantasie an.

Dennoch endet die Wanderung viel zu schnell mit einer Brücke zu der anderen Seite der Schlucht und einem kurzen Abstieg nach El Chorro. Dort werden die Helme eingesammelt und das Shuttle fährt zum Ausgangspunkt.

Ein Fazit fällt mir schwer: Einerseits ist vom Nervenkitzel des alten Steigs nichts mehr übrig und die Strecke ohne Steigung und anspruchslos. Mit Gruppen im 10 Minuten-Takt ist der Weg völlig überlaufen. Andererseits ist gerade die zweite Klamm sehenswert und einen Ausflug wert. Wer einen Spaziergang in toller Umgebung und keinen Klettersteig erwartet, wird zufrieden sein.

Gesamtstrecke: 6469 m
Gesamtanstieg: 504 m
Gesamtabstieg: -660 m
Download file: Caminito_del_Rey.gpx

Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.

Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs in Spanien. Hier findest du die übrigen Wanderberichte aus Spanien.

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