Start: Xiro Chorio | Ziel: Platanias, Rethymno
Länge: 23 km | HM: 660 m | Gehzeit: 7 Std. | Gesamtzeit: 7,45 Std.
Bewertung: ★★★★☆
Zwei Schluchten an einem Tag. Beide sind völlig unterschiedlich und jede auf ihre Art wunderschön.
In der Nähe der Taverne Cantina Banana starten wir in die Myli-Schlucht. Unser Mietwagen steht nur wenige Gehminuten entfernt im Dorf „Xiro Chorio“ vor der Kirche. Der Wechsel der Szenerie ist kontrastreich. Aus einer staubig, trockenen Welt tauchen wir in ein saftig grünes Tal ein.
Auf verwunschenen Wegen begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise. Vermutlich wäre uns der Pfad früher zu langweilig gewesen, doch vor wenigen Jahren wurden Teile der angelegten Strecke bei einem Erdrutsch vom Wasser weggespült.
Häufig passieren wir nutzlos gewordene Brücken, doch auch ohne diese kommen wir trockenen Fußes voran. Verfallene Mühlen zeugen davon, dass hier in vergangenen Zeiten Getreide gemahlen wurde. Teilweise sind sogar noch die Zulaufkanäle des Wassers zum Wasserrad erkennbar.
Den Abzweig zu einem kleinen Kirchlein können wir, so gerne wir sonst die Pfade abseits vom Hauptweg erkunden, nicht empfehlen. Das Gestrüpp hat den Weg beinahe vollständig zugewachsen und die Kapelle ist nicht sonderlich sehenswert.
Schließlich verlassen wir das teils urwaldähnliche Tal. Hinter einer Taverne führt uns eine Steintreppe an eine geteerte Straße. Hier trennen sich die Wege von Tobi und mir. Tobi ist diesen Urlaub leider erkältet, sodass er durch die rund 4 km lange Myli-Schlucht auf demselben Weg zurück zum Auto wandert. Ich habe mir vorgenommen eine weitere Schlucht, die Prassano-Schlucht zu erkunden.
Ich halte mich links und folge ein kurzes Stück der Straße. Obwohl wir November haben, ist es ordentlich warm. 500 m später biege ich auf einen Fahrweg und treffe in der nächsten Zeit auf keine Menschenseele mehr. Dafür begleitet mich reges Vogelgezwitscher.
Kurz vor dem Ort Chromonastiri wachsen mehrere Walnussbäume. Die reifen Früchte liegen überall auf dem Boden und sind zu verlockend um einfach daran vorbei zu gehen. Kniend sammle ich die leckeren Nüsse auf und lege sie in meinen Rucksack. Getrocknet werden uns die Walnüsse im kalten Deutschland an den sonnigen Urlaub erinnern.
In Chromonastiri bin ich etwas verwundert. Niemand ist auf der Straße, ich bin ganz allein unterwegs. Mein Besuch des nett anzusehenden Dorfes ist nur kurz, dann biege ich auf den nächsten Fahrweg ab. So weit das Auge reicht, blicke ich auf das blaue Meer, Olivenhaine und wandere eine ganze Weile entlang von farbenprächtigen Orangen, Limetten und Granatäpfeln.
Die letzten Meter zum Eingang der Prassano Schlucht führen über Asphalt. Nach rund 3,5 Stunden bzw. 13 Kilometern gelange ich zum ausgetrockneten Flussbett, das in die Prassano Schlucht führt. Anfangs folge ich der immer kleiner werdenden Straße und wechsele schließlich in das Flussbett selbst.
Schnell wird der sandige Weg kiesiger und schließlich steinig. Ich hüpfe von Stein zu Stein, normal gehen ist nicht mehr möglich. Zwischendurch ist es zwar immer wieder leichter doch insgesamt komme ich nur langsam voran. Bei Kilometer 16,5 und 18 zeigt sich die Schlucht von ihrer eindrucksvollsten Seite. Links und rechts von mir ragen die glatt geschliffenen Felsen weit auf. Ich fühle mich ganz klein. Ja, so gefällt mir das Wandern!
Weiter wandernd wird es immer matschiger bis ich schließlich nicht nur vor Pfützen, sondern direkt umgeben vom Wasser des Flusses stehe. Das letzte Foto ist deutlich eher entstanden, danach habe ich schlicht vergessen den Weg zu dokumentieren. Die Steine sind nach und nach immer höher geworden bis ich schließlich über mannshohe Felsen von einem zum nächsten klettere. Durch Schlick und Matsch sind sie ganz schön rutschig. Eine Weile kämpfe ich mich vorwärts in der Hoffnung, dass es doch noch besser wird und ich die Schlucht beenden kann, doch schließlich gebe ich auf. Alleine wandernd hier abzurutschen und mich womöglich zu verletzten muss nun wirklich nicht sein, zumal ich des längeren keinen Handyempfang mehr habe. Ich kehre um.
Rund sechs Kilometer tief bin ich in der Schlucht gewesen und habe keinen anderen Wanderer gesehen. Der Rückweg zieht sich etwas. Immerhin wird es Stück für Stück einfacher. Zurück an der Straße färbt sich der Himmel rötlich und der Tag neigt sich dem Ende. Ich wandere zurück ins Hotel und komme müde dort an.
Diese Wanderung ist lang und so nur machbar, wenn jemand anderes einen abholt / bringt. Beide Wanderungen für sich, die Myli-Schlucht mit ihren vielen Mühlen- und Brückenruinen sowie ein Hineinschnuppern in die Prassano-Schlucht, bieten tolle Eindrücke und sind auch einzeln wärmstens zu empfehlen!
Gesamtanstieg: 1117 m
Gesamtabstieg: -1205 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs auf Kreta. Hier findest du die übrigen Wanderberichte von Kreta.