Klettersteigvergnügen und Wanderung der besonderen Art
Start: Parkplatz Pass Boccetta Campiglia | Ziel: Parkplatz Pass Boccetta Campiglia
Länge: 11,6 km | HM: 900 m | Gehzeit: 5 Std. | Gesamtzeit: 7,5 Std.
Bewertung: ★★★★★
Ein toller Klettersteig und eine sowohl interessante als auch ungewöhnliche Wanderung: die Kombination aus Geatano Falcipieri Klettersteig und der Strada delle 52 Gallerie bieten genau das!
Der Monte Pasubio ist ein geschichtsträchtiger Ort. Nun steht er direkt vor uns. Wir parken auf dem großen Parkplatz am Pass Boccetta Campiglia. 24 Stunden kosten 6 €. Der untere Parkplatz akzeptiert nur Münzgeld, der obere nimmt auch die Kreditkarte an. Viele Autos parken hier und einige Menschen laufen umher. Vermutlich wird es heute voll.
Geatano Falcipieri Klettersteig
Vom unteren Parkplatz aus kommend führt vor dem Gebäude rechts ein Weg in den Wald. Wir passieren das rote Klettersteigschild und direkt wird es leerer. Deutlich leerer, die gesamte Wanderung auf dem Klettersteig treffen wir nur auf zwei andere Familien, die wir überholen und dann haben wir die Berge und Aussichten ganz für uns alleine. Der Aufstieg erfolgt über steile Waldwege. Nach rund einer Viertelstunde erreichen wir die erste kurze Kletterstelle. Nun wandern wir weiter bis wir an eine Felsrinne gelangen, in der wir gesichert hochklettern. Gar nicht so einfach und ein toller Einstieg! Bis zum Gipfel Cima Bella Laita (1.881 m) wandern und klettern wir abwechselnd stetig aufwärts. Außer einer Leiter gibt es nur wenige künstliche Elemente. Der blanke Kalkstein bietet viele Griffe sowie Tritte und natürliche Gegebenheiten werden sehr gut ausgenutzt.
Die Cima Bella Laita markiert einen Punkt, ab dem es nun wellig weitergeht. Ein Schild am Start des Weges hatte mitgeteilt, dass wir heute fünf Gipfel erwandern würden: Boccetta Campiglia (keine Ahnung, warum dieser Pass als Gipfel mit aufgeführt wird, da muss ich etwas falsch verstanden haben), die Cima Bella Laita, Cima Cuaro (1.939 m), Cima Forni Alti Cimon del Soglio Rosso (2.040 m) und Cima dell‘ Osservatorio (2.027 m). Viele Kletterer brechen bereits zwischen dem Cuaro- und dem Soglio Rosso-Gipfel am Passo Val Fontana d‘Oro ab und kehren um oder folgen dem einfachen Wanderweg. Der Grund hierfür dürfte daran liegen, dass nun beinahe ausschließlich Wanderpassagen kommen und nur noch wenige kurze Kletterstellen.
Im Gegensatz zu anderen Klettersteigen fällt bei der Via Ferrata Gaetano Falcipieri auf, dass mehrfach gänzlich ungesicherte Passagen vorkommen, die wir von andernorts als gesicherte B-Kletterstellen kennen. Hierzu kommen immer wieder ausgesetzte Wanderpassagen, sodass wir diesen Klettersteig als herausfordernd, aber nicht zu schwierig einzustufen. Gleichzeitig ist es vielfach möglich vom Klettersteig auf den Weg der 52 Tunnel zu wechseln, da sich diese ab und an queren. Wir möchten diesen Aufstieg dennoch nur Personen mit etwas Erfahrung, die ihr Können einschätzen können, empfehlen.
Etwas weniger als fünf Stunden benötigen wir inklusive Pausen bis zum Refugio Achille Papa (1.929 m). Derzeit befindet es sich in der Erweiterung und Baumaschinen stören etwas das Bild. Es ist Anfang September und das Refugio ist bewirtschaftet, viele Wanderer genießen kalte Getränke.
Strada delle 52 Gallerie
Der Rückweg verläuft über die geschichtsträchtige Straße der 52 Tunnel. Dieser Weg ist 6 km lang, überwindet einen Höhenunterschied von 800 m und führt durch sage und schreibe 52 Tunnel mit insgesamt 2.300 m Länge! Manche Tunnel sind nur wenige Meter lang, andere hingegen führen tief hinein in die Dunkelheit, sodass ihr ohne Lampe die Hand vor Augen nicht mehr sehen könnt. Teilweise ist der Boden nicht ganz eben und / oder durch Nässe rutschig, sodass es sinnvoll ist etwas aufzupassen und wirklich eine Lampe mitzubringen! Die Tunnel sind unterbrochen von Saumpfaden, die sich in rund zwei Meter Breite am Berg entlangschlängeln. Von hier zeigt sich immer wieder der tolle Blick auf die weitere Straße, das naheliegende Tal und die umliegenden Berge.
Tunnel Nummer 20 ist der längste mit 320 Metern. Direkt der Tunnel davor (Nr. 19) ist unseres Erachtens der spannendste: Er windet sich in drei Spiralen im Berg wie eine Wendeltreppe hinab. Einfach beeindruckend, wenn man bedenkt, mit welcher Präzision dieses Bauwerk in den Berg hinein gesprengt worden ist!
Weshalb wurde hier so viel Mühe investiert und all die Tunnel erschaffen? Die Italiener benötigten im 1. Weltkrieg diese Tunnel zur Verteidigung des Pasubio gegen die Österreicher. Truppen wurden auf dem Berg stationiert, mussten dort leben können und versorgt werden. In weniger als einem Jahr wurde die Straße der 52 Tunnel in 1917 erschaffen und dazu Hunderte Unterkunftskavernen und zig Lauf- und Schützengräben.
Die Wanderung auf der Strada delle 52 Gallerie wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und auch der Klettersteig Gaetano Falcipieri durch das Kalksteinmassiv des Pasubio hat uns sehr gut gefallen. Dieser Ort ist einmalig und vergleichbares nicht so schnell zu finden. Solltet ihr hier auch nur ansatzweise in der Nähe vorbeikommen: Dieser Ausflug lohnt sich!
Gesamtanstieg: 1886 m
Gesamtabstieg: -1888 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs in Italien. Hier findest du die übrigen Wanderberichte aus Italien.