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Durch Tunnel von Tamaimo bis zur Steilküste von Los Gigantes

Start: Tamaimo | Ziel: Los Gigantes
Länge: 11 km | HM: 780 m | Gesamtzeit: 4,75 Std.
Bewertung: ★★★★★

Vor und hinter uns herrscht absolute Dunkelheit und nur der Lichtkegel unserer Stirnlampen leuchtet den Weg. So beginnt die Wanderung in den Barranco Seco und der Tunnel sollte nicht das letzte Highlight der Wanderung bleiben.

Warnung: Diese Wanderung befindet sich auf nicht offiziell freigegebenen Strecken. An der Steilküste sind die Wege steil und es besteht Steinschlaggefahr. Dieser Weg sollte nur bei trockenem Wetter, mit gutem Schuhwerk und mit einer ordentlichen Portion Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit begangen werden.

Update 03/24: Der Tunnel auf dem Hinweg soll aktuell (und vermutlich auch in Zukunft) geschlossen sein. Der nördliche Tunnel ist wohl noch begehbar und die Tour lässt sich anpassen.

Wir parken unseren Mietwagen zentral in Tamaimo. Alternativ fahren durch das Dorf auch einige Buslinien des westlichen Teneriffa.

erster Tunnel
erster Tunnel

Aus Tamaimo heraus laufen wir vorbei an Feldern. Südlich am Berg entlang gelangen wir zum ersten Tunnel, der uns unter dem Guama hindurchführt. Der Tunneleingang liegt etwas versteckt hinter einer Steinbaracke und die Tür steht wohl immer offen. Der Stollen ist erstaunlich hoch, sodass die meiste Zeit aufrecht gegangen werden kann. Ein konstanter Luftstrom von hinten sorgt für frische Luft. Mit ca. 1,5 km ist der Weg durch den Untergrund wirklich lang, sodass wir ein wenig unser Zeitgefühl verlieren.

Hinter dem Tunnel öffnet sich der Blick auf den Barranco Mancho de los Diaz. Wir stehen an einer Abbruchkante. Diese steigen wir ein paar Meter vorsichtig herunter und gehen dann immer links am Hang entlang. Nach kurzer Zeit treffen wir auf einen Wanderweg, der in Serpentinen von oben herabkommt.

Ein ziemlich neues Kunststoffwasserrohr kreuzt den Weg, es kleben sogar noch Etiketten darauf. Diesem folgen wir nicht – wir haben uns hier kurz verlaufen – sondern steigen zum Fluss hinab und queren diesen kurze Zeit später. Der Pfad verläuft nun parallel zum Fluss und bietet schöne Blicke auf kleine Wasserfälle und den Barranco bis hinab zum Meer mit der Playa de Barranco Seco.

Vorab haben wir vor einer Wanderung von Los Gigantes immer an den Klippen entlang bis zur Masca-Schlucht gehört. Diese Stecke soll aktuell aufgrund einer Tunnelsperrung direkt in Masca nicht mehr möglich sein, aber hörte sich dennoch sehr spannend an. Die Entscheidung für einen Abstecher zur Erkundung dieses abenteuerlichen Weges entlang des alten Wasserkanals ist schnell gefallen.

Kurz vor dem Tunnel in Richtung Los Gigantes zweigen wir deshalb scharf rechts ab und folgen ab jetzt dem aus Beton gegossenen Kanal. Dieser Weg führt uns direkt unter einem Wasserfall hindurch. Einige Tropfen Wasser bekommen wir ab, doch bei sommerlichen Temperaturen stört dies nicht. Dem Kanal folgen wir immer an der Abbruchkante entlang, durch viele Tunnel und Galerien. Manchmal ist der Weg bequem begehbar, manchmal balancieren wir direkt am Abgrund. Es sollte besser jeder Tritt sitzen, aber dann ist der Weg gut machbar. Insbesondere da es keinen rutschigen Schotter gibt und der Kanal nahezu eben verläuft.

Nach etwa zwei Kilometern purem Abenteuer machen wir kurz hinter den „Ventanas de Barranco Seco“ Mittagspause und klettern dann den gleichen Weg wieder zurück. Erst später lese ich im Blog von Siebeninseln, dass hier vermutlich auch eine Rundwanderung möglich wäre – weiter in den nächsten Barranco und über einen höherliegenden Tunnel zurück.

Auf dem bekannten Weg zurück kommt schon bald der zweite Tunnel in Sicht. Diesmal nur etwa 900 m lang und etwas kompakter. Es kann dennoch fast aufrecht gegangen werden und durch die schnurgerade Bauart ist von Anfang an das Licht am Ende den Tunnels sichtbar. Auch hier weht Luft durch den Tunnel, sodass es nicht stickig ist. Wir schreiben dies explizit, da in einem anderen Bericht von schlechter Luft und Kopfschmerzen im Tunnel geschrieben wird. So hatten wir vorab ziemliche Befürchtungen vor Sauerstoffmangel oder sogar giftigen Gasen. Beides hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.

Steilküste bei Los Gigantes
Steilküste bei Los Gigantes

Nach dem zweiten Tunnel erfolgt der Wechsel auf den „Acantilado de Los Gigantes“ Skywalk in Richtung Los Gigantes. Dieser Übergang ist etwas haarig, da es etwas 50 Höhenmeter steil mit sehr viel Schotter nach unten zum Guama Fluss geht. Hier muss jeder Schritt sitzen und teilweise bin ich eher auf dem Hintern hinabgerutscht als gelaufen. Die Wegfindung ist an dieser Stelle sehr schwierig. Glücklicherweise gibt es farbige Punkte, die den Weg markieren. Meist rot, manchmal auch orange oder grün. Auf diese Wegmarkierungen sollte den ganzen Steig über geachtet werden und auch auf kleine Steinmauern, die als Wegsperren interpretiert werden müssen.

Nach einer einfachen Querung des Guama-Flussbetts führt der Weg auf der anderen Seite bergauf und der eigentliche Klippenpfad beginnt. Dieser ist meist nicht weiter schlimm.Wir haben ihn nicht als so gefährlich wahrgenommen, wie er in manchen Bewertungen und Berichten dargestellt wird. Nur ein paar Stellen sind etwas kritischer, wenn durch Steinschlag oder Erdrutsche nur noch wenig vom Weg vorhanden ist. Die folgende Google-Rezension fasst den Weg aus unserer Sicht gut zusammen: „Ich weiß nicht, was uns die ‚heldenhaften‘ Übertreibungen einiger Rezensenten sagen wollen, aber wer einigermaßen schwindelfrei ist und an einigen Stellen etwas Vorsicht walten lässt, kann diese Wanderung locker meistern.“

Die zwei Kilometer an der Küste entlang vergehen wie im Flug und je näher man Los Gigantes kommt, desto mehr Wanderer oder häufig eher Spaziergänger kommen uns entgegen. Viele nur in Sandalen oder Turnschuhen. Vielleicht sind die Warnungen vor dem „Los Gigantes Trail“ doch angebracht und an den Berichten von vielen abgestürzten Touristen ist etwas dran? Ohne ordentliche Wanderschuhe würden wir diesen Weg auf jeden Fall nicht wagen und auch nicht empfehlen.

Los Gigantes Trail
Los Gigantes Trail

Ab Los Gigantes führt der Weg etwa 4,5 km entlang des Bergfußes zurück nach Tamaimo. Andernfalls könnt ihr euch, wie wir, entscheiden den Bus zu nehmen. Gegen ca. 16 Uhr steigen wir in den Bus der Linie 461 und fahren in ca. 15 Minuten zum Ausgangspunkt zurück (Es fahren auch noch die Linien 325 und 462

Diese Wanderung ist neben den Fenstern von Güimar das Highlight auf Teneriffa. Insgesamt mehr als zwei Kilometer Stollen, ein Abstecher entlang eines Wasserkanals und der Klipppenweg von Los Gigantes sind ein toller Abenteuer-Tag. Da in den Tunneln kein GPS-Empfang existiert, können wir hier nur eine Gesamt- und keine reine Gehzeit angeben.

Gesamtstrecke: 12228 m
Gesamtanstieg: 1749 m
Gesamtabstieg: -2285 m
Download file: LosGigantes_Tunnel_Wasserkanal.gpx

Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.

Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs auf den Kanaren. Hier findest du die übrigen Wanderberichte von La Gomera und Teneriffa.

4 Kommentare

  1. Georg Georg

    Hallo,
    wart ihr zufällig heute am 20.1.24 in El Molledo ?
    Wäre es großer Zufall, gestern hatten wir eine VEntanas-Variante gemacht und abends dann eure scöne Seite entdeckt…

    • Svenja Svenja

      Hallo Georg,
      es freut uns sehr, dass Euch unser Blog gefällt. Hat euch die Ventanas Wanderung genauso gut gefallen wie uns?
      Nein, wir waren nicht am 20.01. in El Molledo – unser Urlaub ist bereits in 2022 gewesen. Wie die Zeit vergeht!
      Viele Grüße,
      Svenja

  2. Tom Tom

    Ich hatte mich heute (27.02.2024) auf den Weg gemacht um diese fantastischeTour zu begehen.
    Leider wurde vor kurzem ein zusätzliches sehr schweres Eisentor angebracht das leider verschlossen war.
    Es sollen wohl alle Tunnel für den Tourismus gesperrt werden!

    • Hallo Tom, danke für dein Update. Das wäre sehr schade. Die Wanderung war toll und ein wirkliches Abenteuer.
      Auch auf Sieben Inseln wird berichtet, dass dieser Tunnel geschlossen ist: https://siebeninseln.de/aktuell/tunnelsperrung/
      Die anderen Tunnel sollen aber noch offen sein, sodass sich die Wanderung vielleicht anpassen lässt.

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