Start: Parkplatz Revento Oscuro | Ziel: Parkplatz Revento Oscuro
Länge: 16,4 km | HM: 850 m | Gehzeit: 5,25 Std. | Gesamtzeit: 6,25 Std.
Bewertung: ★★★★★
Mal plätschert es links, mal plätschert es rechts vom Weg und unerwartet kommt sogar ein kleiner Wasserfall. DAS hätten wir auf dem bislang so trockenen und felsigen La Gomera nicht erwartet! Der Garajonay Nationalpark ist für manche Überraschung gut.
Die große Route durch den Garajonay-Park führt uns größtenteils auf dem offiziellen Wanderweg Ruta 18 entlang. Immer wieder berührt die Strecke die Straße, sodass die Wanderung je nach Wohnort an verschiedensten Stellen gestartet werden kann. Wir entscheiden uns für einen Beginn am Parkplatz Revento Oscuro.
Hier beginnt direkt der für uns schönste Teil der Wanderung. Keine zehn Schritte und wir stehen im Urwald! Moose und Flechten hängen von den Bäumen herab, die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Blätter und lässt alles in mystischem Licht erscheinen.
Quergelegte Holzstämme und Äste bilden eine naturbelassene Treppe, die uns über steinigen Waldboden stetig leicht aufwärts führt. Wir wandern im Uhrzeigersinn. Die Straße ist nie fern, doch von uns meist unbemerkt, da sie verdeckt hinter den typischen Baumheiden und Gagelbäumen liegt.
Nach dem Ausblick auf den Roque de Ojila gelangen wir zur Aussichtsplattform „Mirador del Morro de Agando“. Ein Metall-Tableu ist etwas ausgesetzt erbaut worden und ermöglicht den uneingeschränkten Blick auf einen der Los Roques und all die umliegenden Berge und Täler. Typisch für La Gomera hängt auch heute der Nebel über allem, sodass die Farben verblassen. Nichtsdestotrotz genießen wir die tolle Aussicht.
Nun queren wir die Straße über eine Holzbrücke und verlassen so langsam den zauberhaften Urwald. Nach dem Passieren eines weiteren Parkplatzes führt ein kurzer gepflasterter Weg auf zum nächsten Aussichtspunkt. Zwei gar nicht mal so kleine Eidechsen sonnen sich auf einem Stein und huschen davon bevor wir sie fotografieren können.
Eher flach wandern wir auf einem erdigem Weg weiter. Gras und Pflanzen, die wie große Salbei- und Thymian-Sträucher aussehen, aber nicht so riechen, säumen den Weg. Bald steigen wir langsam immer weiter auf. Auf wenigen Metern wechselt die Vegetation. Es wird steiniger und die Sträucher niedriger. An einigen Stellen ist der Waldbrand von 2012 durch verkohlte Stämme, die sich wie Skelette in die Luft erheben, noch deutlich zu sehen.
Auf einer Erhöhung, die wir erneut über eine Art Treppe aus Holzstämmen und damit befestigter Erde erreichen, steht eine Holzbank. Ein schöner Platz für eine Rast. Wir steigen etwas ab, passieren einen kleinen Hohlweg, der links von einem Wall und rechts von einer Steinmauer begrenzt wird.
Den Kreisverkehr, an dem viele Touristen für den Aufstieg auf den höchsten Berg La Gomeras, den Alto de Garajonay (1.487m), parken, erreichen wir wenig später. Es wird deutlich touristischer und wir sind nicht mehr allein unterwegs. Es folgt die nächste Baumstamm-Treppe. Eine bequeme und dennoch anstrengende Variante des Aufstiegs, die entlang von Baumheiden, Farnen und niedrigen Büschen entlang zum Gipfel führt. Dieser ist als gepflastertes Rondell gestaltet und bietet Sitzmöglichkeiten für eine Mittagspause mit Panoramablick. Auch die Fortaleza, die wir in den nächsten Tagen noch besuchen wollen, ist perfekt zu sehen.
Abwärts wollen wir einen anderen Weg gehen. Ein rund 2 Meter breiter Pflasterweg führt sanft bergab und ist mit Sicherheit der harmloseste Auf- und Abstieg von der Straße zum Gipfel. Hinter den parkenden Autos können wir direkt wieder in dichten Urwald eintauchen. Nachdem wir bislang fast nur Höhenmeter gewonnen haben, steigen wir nun stetig ab. Anfangs ist der Weg steinig und beidseits eingezäunt. Es erschließt sich uns nicht, warum an dieser Stelle ein Holzzaun den moosbewachsenen Lorbeerwald abgrenzt, doch es stört auch in keinster Weise.
Je niedriger wir kommen, desto erdiger und feuchter wird der Boden. Gleichzeitig nimmt die Höhe der Bäume zu. Zuvor hatten wir gelesen, dass uns Wasserfälle auf der Tour begegnen sollen. Wir glaubten dies nicht und waren verwundert, in der Ferne ein leises Rauschen zu vernehmen. Am Wasserlauf angelangt, zeigten sich beide „Wasserfälle“. Klein, aber fein. Und für uns eine echte Überraschung an diesem Ort.
Die nächsten Kilometer folgen wir dem Bach Barranco del Cedro auf etwas breiterem Weg. Einmal queren wir ihn über einige im Bachbett liegende Steine. Hinter der Kapelle Ermita de Lourdes führt der nun schmalere Pfad an einem Meer aus Farn entlang aus dem Wald heraus. Am Waldrand entlang passieren wir zwei kapitale Palmen und gelangen zu den ersten Häusern von El Cedro.
Ein kurzes Stück Teerstraße führt zu Picknick-Bänken, die wir passieren und an einem schäbigen Hühnergehege vorbei zum Wasserfall von El Cedro gelangen. Dieser ist leider nicht besonders spektakulär und schwierig zu erreichen. Wir drehen um und beginnen das kurze Abenteuer „Tunnel“ von El Cedro. An den Picknick-Bänken beginnt der rund 500m lange und etwa 1,70m hohe Wassertunnel El Rejo. Dieser soll ursprünglich für den Wassertransport vom wasserreichen El Cedro Tal ins Nachbartal verwendet worden sein. Heute ist er nicht mehr in Benutzung.
Die Kopflampen werden eingeschaltet und wir dringen in die Dunkelheit vor. Platsch, platsch, platsch. Anfangs ist das Wasser pfützentief und wir können dank der Wanderstiefel bequem gehen. Leider wird das Wasser stetig tiefer und reicht bald bis zum Schaft der Stiefel. Nun müssen wir entscheiden, ob wir die Schuhe ausziehen und schauen, ob wir watend bis zum Ausgang gelangen. Svenja ist jedoch eiskalt, sodass wir uns entscheiden umzudrehen und den Tunnel wieder in El Cedro verlassen.
Die letzten zwei Kilometer müssen die vielen Höhenmeter hinab nach El Cedro zum Teil wieder gut gemacht werden. Eine mal betonierte und mal gepflasterte Straße, die von moosbewachsenen Lorbeerbäumen gesäumt ist, bringt uns in stetigem Anstieg zurück zum geparkten Auto.
Die große Runde quer durch den Garajonay Nationalpark bietet viele tolle Eindrücke und ist mehr als empfehlenswert: Moosbewachsene Bäume, mystischer Nebelwald, steinige Pfade, tolle Ausblicke und eine Tunnel-Exkursion. Insgesamt ist sie dank schattiger Wege und mäßiger Anstiege trotz ihrer Länge weniger anstrengend als andere Touren. Die Wanderung durch den Barranco de Guarimiar empfanden wir zum Beispiel als deutlich härter.
Als etwas kürzere Alternative mit weniger Höhenmetern bietet es sich an das nicht so sehenswerte El Cedro auszulassen und an der Ermita de Lourdes rechts abzubiegen und auf direkterem Weg zur Straße zurückzuwandern.
Gesamtanstieg: 1398 m
Gesamtabstieg: -1393 m
Info: Die Angaben der Höhenmeter werden leider nicht richtig angezeigt. Die Angabe unter dem Titel ist korrekt.
Diese Tour ist Teil eines Wanderurlaubs auf den Kanaren. Hier findest du die übrigen Wanderberichte von La Gomera und Teneriffa.